WEISST DU, WAS ES HEISST, EIN WOLF ZU SEIN?
INFORMATION

"love will not break your heart but dismiss your fears"


Fremder? Was führt dich dein Weg hierher? bist du etwa gewillt, dich anzuschließen? Nun streuner, es bleibe dir überlassen. Und doch weiß ich, dass auch du, den Ruf nicht ignorieren kannst...

Forengründung

16. April 2009

AUfnahmestopp

inaktiv


RUDEL

"as brothers we will stand and we'll hold your hand"

Rudelstand

4 Fähen | 6 Rüden

TEAM


ALASKA # SADEC # NAADIR



PLOTLINE

"And you rip out all I have Just to say that you've won"



Der Frühling ist gekommen und verbirgt mit seiner blühenden Schönheit die Gefahren der Zukunft. Blauäugig wandert das Rudel durch die Berge, ohne zu ahnen, was sich hinter den Gipfeln verbergen mag. Eine Lawine? Ein feindliches Rudel? Gewiss ist: Die Zukunft hat noch ein Ass im Ärmel.
FOLGE DEM RUF DES WINDES UND FINDE DIE FREIHEIT

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 Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren

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AlaskaAlaska
Alpha

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySo 11 Jan 2015 - 22:35

Alaska & Hush & Tiger & Naadir & Conversano


Weiterhin aufgerichtet blieb Alaska dem Blick des Fremden standhaft. Doch dieser regte sich nicht. Keinen Millimeter. Würde nicht der Wind schubweise sein Fell vewehen, hätte die Fähe schon längst angenommen, dass der Fremde festgewachsen war. Oder zu Stein erstarrt. Oder eben vorsichtig. Misstrauisch. Worauf wartete er? Die Sekunden verstrichen. Und dann überwand er sich doch, ohne einen Schritt zu wagen. Wieso sollte ich euch trauen? Alaska schnaubte. Ebendies tat auch Sano, direkt neben ihr. Nur, dass sein Schnauben wütender war, erzürnt über die Dreistigkeit des Streuners. Aber ganz so unrecht hatte der Graue nicht. Er war klar im Nachteil. Hätte ein Rudel ihrer größe einen Einzelgänger wie ihn entdeckt, ohne, dass diese freundlich gesinnt waren, dann hätten jetzt seine letzten Minuten begonnen. Doch er lag weit gefehlt. Sie war keine Trickserin, auf ihn wartete kein Hinterhalt. Bloß wie sollte sie sein Vertrauen wecken? Musste sie das überhaupt?

Gerade öffnete sie ihr Maul, als Sano statt ihrer Antwort gab. Er hatte sich hineingesteigert, warf das Misstrauen genauso harsch zurück, wie der Wind es herangetragen hatte.
Na da haben sich ja zwei gefunden... , dachte sie und zwang sich das Lächeln zu unterdrücken. Sie atmete auf, drückte sich seitlich gegen den Rüden und stubste ihn besänftigend ins Fell.

"Schau Sano, was soll er uns anhaben? Ich glaube nicht, dass das ein Hinterhalt ist."

Tiger war inzwischen zu ihnen getrabt und bildete einen Gegengrund mehr für den Fremden, auch nur einen Schritt näher zu kommen. Naadir knurrte. Alaska fuhr herum, um zu sehen, wem diese Geste galt und wie gedacht war er dem schwarzen Rüden zugewandt. Wo er recht hat...Wir müssen unglaublich liebenswert wirken. Hoffentlich gibt es jetzt keinen Streit - da zog ein Lied ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war Leylas Stimme, das konnten alle zweifelsohne durch das Getöse über ihnen erkennen. Und was sie sang, drückte Alaska mit jedem weiteren Wort mehr aufs Herz. Sie verabschiedete sich von ihnen und es war ein Verlust, hatte die braune Fähe ihren Weg doch schon so viele Tage begleitet. Sie war Teil des alten kerns gewesen, doch genauso würde sie es weiter sein, auch wenn ihre Pfoten sie nun davontrugen. Alaska musste sich eingestehen, dass sie diesen Tag gefürchtet, aber auch erwartet hatte. Leyla hatte sich nicht mehr wohl gefühlt, vielleicht nicht mehr sicher, aber auf keinen Fall mehr glücklich. Ob Takenya ihr nachlaufen würde? Sie waren gute Freundinnen geworden...

Die Alphafähe schob die Interaktion mit dem Fremden beiseite, wartete, bis Leylas Lied verklang und und ebnete ihr ihre weitere Reise mit einer eigenen Melodie. Rau und kehlig drangen die Laute aus ihrem Fang und verschmolzen sogleich mit dem Himmelsgrollen. Dennoch war sie sich sicher, dass die Töne bei ihrer Freundin ankamen.

Alaska sang nicht lange. Nicht, weil Leyla ihr nicht wichtig gewesen wäre, doch sie war nunmal die verantwortliche und es war eine brenzlige Situation. Es musste Bewegung in das Rudel kommen, sonst würde sich das Gewitter weiter zusammenziehen, ohne, dass sie Zuflucht gefunden hätten. Der Wald lag einige Hundert Meter vor ihnen, sie konnte ihn schon sehen, sehnte sich nach dem Schutz. Plötzlich entschlossen wand sie sich wieder dem Wartenden zu.

"Nun, wenn du noch länger dort stehen bleibst, trifft dich der Blitz. So nüchtern, sie es herauskam war es gemeint. Es war gefährlich, sich auf offener Fläche aufzuhalten. "Ich bin Alaska. Und nun, da ich dir meinen Namen nannte, bin ich für dich keine Fremde mehr. Mein Rat lautet: fass dir ein Herz und komm zu uns, friss dich satt und dann suchen wir Zuflucht vor dem Gewitter. Ob du uns folgst bleibt dir überlassen, aber stehen zu bleiben bedeutet den Tod." Wir beißen auch nicht, dachte sie schmunzelnd und taxierte Naadir, Conversano und Tiger mit einem Blick.
Er sollte sich bloß beeilen, dachte sie wieder. Und schon landete der erste regentropfen auf ihrer Nasenspitze.

[beim Kadaver | versucht Conversano zu beruhigen | Nimmt Abschied von Leyla | redet mit Hush]
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HushHush
Neuankömmling

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyMo 12 Jan 2015 - 19:33

Der Sturm kam näher und irgendwo weit über dem Land hingen schon die ersten Regentropfen in der Luft. Hush konnte sie riechen. Und er konnte den brodelnden Zorn der beiden schwarzen Wölfe riechen, die die weiße Alpha flankierten.
Harsche Worte und misstrauisches Knurren waren zu erwarten gewesen. Überraschend war, dass man in ihm scheinbar tatsächlich noch eine Gefahr sah. Dabei konnte seine magere Gestalt wohl kaum furchterregend wirken. Vielleicht waren die Lichtverhältnisse günstig. Jedenfalls durchbohrte der Schwarze ihn mit zornfunkelnden hellen Augen, die von Misstrauen und Verachtung nur so sprühten. Ein anderer knurrte ihn daraufhin an und sagte etwas, was Hush nicht verstehen konnte. Auch die Weiße sprach Worte, die nicht für seine Ohren bestimmt waren und keiner rührte sich vom Fleck.
Hushs Herz schlug zwar schneller, doch gleichsam war er seltsam beruhigt. Denn die beiden Schwarzen fletschten zwar noch immer die Zähne, doch sie blieben wo sie waren. Wenn das fremde Rudel ihn tatsächlich hätte angreifen wollen, so hätte die Weiße einfach nur ihre beiden schwarzen Kläffer von der Leine gelassen und sein Schicksal wäre besiegelt.
Doch sie tat es nicht, sondern musterte ihn ruhig und auffordernd. Die ersten Regentropfen prasselten auf den Boden und wieder wirbelte ein heftiger Windstoß alle Gerüche der Welt zu einem überwältigenden Chaos durcheinander. Ein Ruck ging durch Hushs Körper, als er seine Entscheidung fällte und er setzte sich endlich in Bewegung. Sein Gang war federleicht, doch Hunger und Einsamkeit hatten die stolze Haltung ausgemerzt. Er ging mit leicht gesenktem Kopf wie es sich gehörte wenn man sich Ranghöheren näherte. Früher hätte er das nie getan. Früher war er ein junger, risikofreudiger Wolf gewesen, der sich selbst für unbesiegbar hielt.
Er verscheuchte den deprimierenden Gedanken sofort wieder. Früher kehrte nicht wieder. An der Vergangenheit war nicht mehr zu rütteln. Die Zukunft war entscheidend. Und er würde alles daran setzen, sie für sich zu entscheiden.
Mit zügigen Schritten lief er auf das Rudel zu und behielt dabei vor allem den großen Schwarzen im Auge. Er hatte einige unschöne Kampfnarben im Gesicht, doch weit beunruhigender war das unberechenbare Funkeln in seinen Augen. Seinem Blick nach zu urteilen hielt er sich für ganz besonders wichtig. Am liebsten hätte Hush abfällig geschnaubt über diese offensichtliche Arroganz, doch dann hätte wohl nicht einmal die Alpha ihn vom Zorn des feindseligen Rüden bewahren können.

Er kam immer näher, der Duft des Karibus wurde mit jedem Schritt intensiver und ihm lief das Wasser im Maul zusammen. Hush schüttelte den Kopf, um klare Gedanken fassen zu können.
Wenige Meter vor der weißen Fähe blieb er schließlich stehen. Seine Stimme gehorchte ihm nun wieder und war so ungewohnt klar, dass sie ihm selbst ganz fremdartig erschien.

„Ich bin Hush. Verzeiht mir mein Misstrauen. Aber ich bin es nicht gewohnt, dass ein wildfremdes Wolfsrudel mir einfach so ein Stück der Beute anbietet.“

(beobachtet das Rudel, läuft auf sie zu, stellt sich vor)
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ShennaShenna
Beta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDi 13 Jan 2015 - 21:09

Shenna blickte auf als sie den fremden Wolf wahrnahm. Während das Blut des toten Tieres noch warm von ihren Lefzen tropfte waren Sano und Naadir schon bei Alaska. Die beiden Schwarzen Wölfe an der Seite Alaskas zu sehen versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. So musste es ausgesehen haben wenn sie und Eleazar ihre Posten als Betawölfe bezogen und Alaska beschützt hatten.
Sie schüttelte den Kopf um den Schmerz loszuwerden, Blutströpfchen flogen durch die Luft. Als sie die Augen wieder öffnete war der zermürbende Schmerz noch immer da. Er frass sich tief durch ihre goldgelben Augen. Sie spürte es, sprudelnd füllte sich ihr Körper mit Hass. Das war typisch, mit Trauer kam sie nicht klar, Hass hingegen kannte sie. Hass war stark genug die Energie des Schmerzes umzuleiten. Ihr Blick richtete sich nun auf den Fremden. Die Honiggelben Augen der Betafähe wirkten wie ein wilder Wirbel aus Hass und schmerz während sie ihn zu durchdringen versuchten.
Als sie Alaska mit dem Fremden sprechen hörte schnellten ihre Ohren nach vorne. Sie zog ihre Lefzen zurück, unterdrückte jedoch das Knurren welches ihr entweichen wollte. Ach, wie sehr sie sich wünschte, der Fremde würde provozieren wollen, wie gern würde sie gerade mit ihm Kämpfen. Ihn in seine Schranken weisen, vielleicht könnte sie so den Schmerz in sich niederringen. Wenigsten, für kurze Zeit.
Gerade begannen ihre Muskeln sich anzuspannen bei der genüsslichen Vorstellung sich auf den Fremden zu stürzen, als sie eine bekannte Stimme vernahm.
Leyla. Als die Schwarze die Bedeutung der Nachricht welche gerade zu ihr durchdrang verstand, erlosch jede Aggression in ihr. Leyla ging. Ihre älteste Freundin nach Alaska verliess sie, verliess die Sturmtänzer. Gerade jetzt, als sie noch mit dem Verlust Eleazars klar zukommen hatte. Über ihren Geist ergoss sich eine betäubende Ruhe, eine art stille, resignierende Akzeptanz. Ihre Augen wurden ruhig, ihre Muskeln entspannten sich.
Die muskulöse Fähe setzte sich in Bewegung und drängte sich barsch an Conversano vorbei. In ihrer Bewegung lag keine Abneigung wie  sonst immer wenn es um Sano ging. Sie nahm nur eben keine Rücksicht. Shenna positionierte sich an ihrem rechtmäßigen Platz neben Alaska. Ihr Fell streifte kurz das ihrige.
Die Schwarze sah den Neuling nun besser. Er sah wirklich nicht wie eine Gefahr aus. Die narben versehene Betafähe senkte ihren Blick und rieb ihren Kopf voller Zuneigung an Alaskas Schulter während sie etwas vor sich hin murmelte ehe sie erneut zu dem Fremden hinsah.

"Wenn Alaska sagt, du sollst fressen dann friss. Hätte sie deinen Tod gewollt hätte ich das bereits erledigt. Also beeil dich oder bleib hier"

Ihre Stimme war bestimmt aber nicht unfreundlich, ebenso wenig ihr Blick. Diese Art der Begrüßung war zwar für sie sonst unüblich doch sie wollte einfach weg hier. Ihr Fell begann bereits sich durch das kommende Unwetter aufzuladen.Sie fühlte das unangenehme kribbeln auf ihrer Haut. Außerdem war sie erschöpft. Erschöpft von ihren eigenen Gefühlen. Shenna sehnte sich danach sich hinzulegen und sich dem süssen vergessen des Schlafes zu überlassen.

"Alaska... können wir gehn?"
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDo 15 Jan 2015 - 12:11

Die kleine Familie hatte sich bis an die Grenzen eines fremden Rudels gewagt, nichtsahnend, was sie erwarten würde und nichtsahnend, wem sie begegnen würden. Sie waren einem inneren Drang gefolgt: dem des Schutzes, welches ein Wolf nur in einem Rudel finden konnte. Zwar waren sie ein eigenes kleines Rudel, aber eben auch nur ein kleines. Nachdem sich die silberschwarze Wölfin mit ihrem Partner unterhalten hatte, kamen sie zu dem Entschluss, dass es sehr schwer werden würde ihre beiden Jungen gut durchzubringen. Sie waren einfach zu wenige und da Ale'dil auf die Welpen aufpassen musste und ihr Gefährte alleine jagen musste, litten sie mehr Hunger denn je, denn die oberste Priorität war es, die Kleinen satt zu kriegen. Das war der Anfang von dem, was nun folgte.

Seit zwei Tagen witterten sie immer wieder fremde Markierungen und sie folgten ihnen entschlossen. Gestern hatte sie die Fährte eines bekannten Wolfes gerochen. Er war ein Rüde, dem sie vor einem Jahr schon mal begegnet war und mit dem sie eine Weile in Zweisamkeit verbracht hatte. Sie hegte Gefühle für ihn, doch er war auf der blinden Suche nach seiner eigenen Familie gewesen, die er vor Monaten schon verloren hatte. Irgendwann hatten sich ihre Wege getrennt, doch nun schien er dem Rudel beizuwohnen, in dessen Revier sie nun waren. Tatsächlich hatte Ale'dil keine Ahnung wie sie aufgenommen werden würden und vor allem ob überhaupt. Die meisten Rudel nahmen keine fremden Welpen auf, wenn es schon eigene gab, denn dann gäbe es wieder nicht genug Nahrung für alle. Sie hatten Welpenfährten noch nicht gewittert, doch das hatte nicht zu bedeuten, dass es keine gab. Es war Frühling und jetzt war Welpenzeit. Die Chance war groß, dass die kleine Familie abgewiesen werden würde.

Heute hatten sie sich dem Rudel so sehr genähert, dass ihr markanter Geruch ständig in ihren Nasen war. Sie konnten nicht weit sein. Und so machte sich Ale'dil mit ihrer Tochter Néva auf dem Weg sich der Gruppe vorsichtig zu nähern, ihr anderer Welpe und ihr Gefährte hinter sich lassend, damit sie nachkommen konnten, wenn das Rudel sie aufnehmen würde. Sie erschienen weiter östlich vom Rudel und etwas weiter weg von Hush, der es eben gewagt hatte sich dem Rudel anzuschließen. Von der Ferne sahen Ale'dil und Néva eine Wolfsgruppe, die gerade ein Beutetier erlegt hatten. Sie standen gut gegen den auffrischenden Wind, der langsam aber stetig ein sich entwickelndes Gewitter vor sich schob. Bals schon würde es anfangen zu regnen.

Ale'dil stupste Néva zart an.

"Diese Wölfe dort unten könnten unsere Rettung sein, wenn sie uns aufnehmen. Siehst du Welpen? Ich sehe nur Ausgewachsene. Keine Welpen sind ein gutes Zeichen für uns."

Ale'dil musste abwägen, was sie nun tun sollte. Zum Rudel laufen und sich zeigen? Abwarten? Zu ihrem Partner zurück kehren, um ihm die Botschaft zu überbringen?
Sie sahen Hush, der sich nun dem Rudel näherte und diese weiße Wölfin, deren allzu stolze Haltung deutlich zeigte, dass sie die Leitwölfin sein musste. Und der Leitwolf? Gab es einen? Sie konnte ihn nicht ausmachen, wobei sie sich nicht sicher war, ob der silbergraue Rüde der dominanteste unter ihnen war. Dann war da noch eine schwarzfellige Wölfin, die ebenfalls dominant zu sein schien. Das hier war ein gefestigtes Rudel, das sich nicht eben erst gegründet hatte. Und dass Hush so schnell und freundlich aufgenommen wurde, ließ Ale'dil ein Stein vom Herzen fallen. Sie entschied sich ihren Standpunkt preis zu geben.

"Lass uns heulen, damit sie uns hören. Sei unterwürfig aber stolz. Wir sind bereit ein Teil der Gemeinschaft zu werden und das bedeutet, dass wir uns so gut wie nur möglich einbringen werden. Diese Wölfe dort unten werden unsere Familie sein, für die wir sorgen und für die wir kämpfen müssen. Sie müssen hören, dass wir uns nichts sehnlicher als das wünschen."

So legte Ale'dil ihren Kopf in den Nacken und fing sanft und dann immer lauter werdend an zu heulen.

[Abseits des Rudels, auf einer Anhöhe / bei Néva / heulen dem Rudel zu]

(kleiner Vorschlag: vielleicht bittet Alaska ein oder zwei Rudelmitglieder zu uns zu schicken, damit die Gruppe nicht allzu groß wird.]
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDo 15 Jan 2015 - 20:16

Der Hunger senkte Névas Laune nicht im Geringsten. Während ihr Vater gejagt hatte, hatte sie unter dem aufmerksamen, grünäugigen Blick ihrer Mutter mit ihrem Geschwisterchen gebalgt und Wörter-Erfinden gespielt, worin sie ihrer Meinung nach wirklich brilliant war. Nun hüpfte sie um Ale’Dil herum, sprang immer wieder an ihre Schulter hoch und versuchte so vollkommen indiskret deren Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch heute lag diese Spannung in der Luft, welche sich in den letzten Tagen gesteigert hatte, wie einer der Schneestürme von denen ihre Eltern ihr bereits erzählt hatten, und die sie erleben würde, wenn sie nur noch ein wenig wartete. Okay, ein wenig sehr lange, aber das Zeitgefühl des kleinen Welpen war ein anderes als das eines vernünftigen erwachsenen Wolfes. Einer dieser vernünftigen erwachsenen Wölfe war Névas Mutter und so unterließ die Kleine es schließlich, sie zum Spielen aufzurufen und folgte ihr ohne viel Diskussion, als Ale’dil sie zu sich rief. Sie wusste worum es ging, es ging um das Rudel, dem ihre Familie nun schon seit einiger Zeit folgte. In diesem Rudel sollten sie und ihr Geschwisterchen aufwachsen, wenn die Alphas lieb waren. Zumindest hatte der verwaschen-braune Fellball sich das so in ihrem Köpfchen zusammengereimt.

Voller Aufregung tanzte sie beinahe neben der schwarzgrauen Wölfin her, bewegte die kurzen Welpenbeine dreifach so schnell und witterte ab und an den Duft der anderen Wölfe, der ihr in den letzten Tagen beinahe so gewohnt war wie der der Tiere die ihr Vater ab und an für sie jagte. Beziehungsweise wann immer es ihm möglich war. Néva war ein aufgewecktes Wolfsmädchen, das zwar den Hunger kannte, aber nicht auf die Grausamkeit anderer Wölfe. Sie lebte in einer Familie, in der sich jeder liebte, in der das Glück perfekt schien, zumindest in ihrem eigenen jungen Herzen. Aber nachdem ihre Eltern ihr erklärt hatten, was ein Rudel war, dass sie es sich so vorstellen musste, wie eine große Familie, hatte sie es beinahe verstanden. Gestern Abend hatte sie ein letztes Mal gefragt, und noch immer spukte die Antwort in ihrem Kopf herum. “Weißt du meine kleine Néva, stell dir vor unser kleines Rudel wäre eine Familie ohne Mutter. Es ist nicht vollständig. Dieses Rudel wird unsere Mutter sein.“ Anfangs hatte sie geglaubt, sie wäre verarscht worden, aber dann stellte sie sich wirklich vor, wie es wäre, seine Mutter zu verlieren und wieder zu finden. Natürlich gab es keine bessere Mummy als Ale’dil. Schuldbewusst sah die Kleine zu ihr auf, schämte sich für ihre Gedanken, weil sie wusste dass nichts und niemand ihre Mummy ersetzen konnte. Auch nicht so ein Rudel, obwohl sie es brauchten. Für den Schutz, die Liebe, die Geborgenheit, die Freundschaft. Das alles waren wunderbare Worte. Néva liebte es, sie auszusprechen, genauso wie sie es liebte, so schnell zu reden, dass es klang als sprudle ein kleiner Wasserfall aus Lebensfreude aus ihr heraus – wie ihr Vater es mal ausgedrückt hatte.

Bisher hatte die schwarzgraue Wölfin den ganzen Weg geschwiegen, aber darum machte ihre Tochter sich keine Sorgen. In ihrem Alter konnte sie eben nicht verstehen, was sich ihre Eltern für Gedanken machten, das waren die Geheimnisse, hinter die sie in ein paar Jahren kommen würde, und für Néva persönlich war das okay. Alles was sie wusste, war dass sie nun endlich endlich dieses Versteckspiel aufgeben und sich dem Rudel zeigen würden. Nur sie und ihre Mummy. Nicht ihr Geschwisterchen, das bei ihrem gemeinsamen Vater geblieben war, sondern sie. Néva Anais, das kleine Wolfsmädchen mit den großen Fledermausohren. Es klang nicht schmeichelhaft, wenn man es herausschrie, aber in ihrem Inneren klang es wie der Gesang eines kleinen Vogels, und es machte sie stolz bereits ein Merkmal zu haben, das sie zu etwas besonderem machte. Auch wenn es ihr weniger der zierliche Körper ihrer Mutter als die großen Ohren eines anderen Verwandten waren. Dank dieser Ohren konnte sie immerhin noch unter der Erde die Mäuse herumtrappeln hören. Noch immer trappelten ihre eigenen Pfoten über die gehärtete Erde, inzwischen beinahe platzend vor den ganzen aufgeregten Fragen, die sich anstauten und aus ihrem Maul zu fallen drohten wie ein übergroßes Beutestück, dass sie einfach nicht hinunterschlucken konnte. Auch die regenschwere Luft konnte nichts gegen ihren jugendlichen Elan ausrichten, der nun so stark wurde, dass sie noch vor ihrer Mutter hin und her lief, als diese bereits stehen geblieben war, und ihre Augen aufmerksam auf einen Punkt in nicht allzu weiter Ferne richtete. Schließlich stupste Ale’dil ihre Tochter an und brachte sie so zum Stillstand, ähnlich wie ein runder Stein stoppt, den man mit der Schnauze berührt nachdem man ihn mit den Pfoten angestupst hat. Mit großen dunklen Augen sah der Welpe auf und wackelte mit den Ohren, als wollte sie sagen ’geht’s jetzt endlich los?!’

Mit einem stolzen Blick wandte sie sich um und musterte jeden der Wölfe, die um ein Beutetier herumstanden, bei dessen Anblick Néva das Wasser im Mund zusammenlief. Aber die waren alle schon ungefähr so alt wie Mummy und Daddy. Ein gutes Zeichen? “Keine Welpen-schelpen.“, reimte sie vor Aufregung zitternd. “Wieso gut-knut?“, es konnte ziemlich nervig sein, wenn sie immer eine erfundene Silbe an das letzte Wort hängte, aber grade konnte sie sich beim besten Willen nicht zurückhalten, so war sie eben, und noch war sie zu jung, um sich über ihre äußere Wirkung Gedanken zu machen. Das Wolfsmädchen ließ sich neben Ale’dil nieder, während diese sprach und speicherte ab, was sie zu tun hatte. Aufmerksamkeit war eine ihrer Spezialitäten, man konnte sie einfach nicht ignorieren, aber sie verstand irgendwo in einer Ecke ihres kleinen Kinderschädels dass diese Aufmerksamkeit etwas anderes war. Eine stolze aber unterwürfige Aufmerksamkeit. Eine Aufmerksamkeit, die die Alphas und alle anderen wissen ließ, dass sie nicht nur Futter nahmen, sondern dieses auch mit erjagen würden. Der bräunliche Welpe legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und begann erst leise und dann lauter mit ihrer Mutter zu singen. Ihr junges, kaum vorhandenes Alter war deutlich aus ihrer hohen Stimme herauszuhören, aber sie versuchte dennoch stark zu klingen, stark und wie eine kleine Schwester für die man einfach etwas empfinden musste.
{bei Ale'dil, läuft && singt}
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NaadirNaadir
Delta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySo 18 Jan 2015 - 21:08

Alaska & Hush & Shenna & Conversano
Naadir & Tiger

Nothing, nothing, nothing - but all at once

Die ersten Tropfen fielen vom Himmelszelt, dessen Horizont sich vollends mit dunklen Wolken zugezogen hatte. Alsbald war die gesamte Landschaft von gedämpfter Dunkelheit getränkt, kein einziger Baum, kein Blatt, nicht einmal ein Grashalm von Licht bestrahlt. Und er stand hier, mitten auf dieser Wiese, vor einem toten Tier, wartend auf einen Hungerhaken, entnervt der Reaktionen halber. Warum?, durchflog es seinen Kopf, sich schütteln wollend, doch aber brachte es ihm nichts, so oft er es auch versucht hatte und vermutlich noch versuchen würde. Also stumm stehend, sitzend, liegend, vollkommen irrelevant, einfach da seiend, wartend – Herrgott –, gab es ihn einfach und die Situation gab ihm einen Sturm an ungebändigten Gefühlen, was irgendwo sogar passend zum Wetter war. Humor, Humor, Humor. Den wünschte er sich jetzt herbei, wünschte, dass er es erträglicher machen könne, wünschte, dass er ihn aus seinem Ich holen würde, das er eigentlich nicht sein wollte, aber irgendwie immer wieder wurde – naja, er hoffte und hoffte, aber der Humor, der kam nicht und so hinterließ das Hoffen und Wünschen nur das, was vorher eh schon da war: einen vollkommen erzürnten Koloss, dessen Muskeln unter Anspannung tanzten, wie die Grashalme und Sprösslinge im Winde.
Und so gab es ihn. Er wartete. Wartete ab. Es passierte einfach nichts und gleichzeitig viel zu viel, das an ihm vorbei zog, aber nicht seinen Pelz durchstreifte, ihn nicht berührte, ihn einfach sein lies. Irgendwie war er plötzlich nichts und alles zugleich, er war die brodelnde Hölle und zeitnah derart depersonalisiert, dass er nahezu geistiggleich abwesend war. Vielleicht umschreibbar, als die Sonne, die weit und breit nirgends zu sehen war und dennoch vor sich hin glühte – wobei das durch natürliche Faktoren bedingt war und nicht annäherungsweise so komplex, wie sein Zustand sich anfühlte. Er wollte einfach nur weg von diesem Geschehen, nicht länger abhängig sein von Individuen, die seinen Druck, der jede Zelle seines Körpers erfüllte, nur erhöhten, nicht aber ihn, Naadir, davon erlösten. Er konnte dieser Angst, dass irgendwem etwas passierte, diese Angst, dass ihm selber etwas zustieß – ja, verdammt, ein absolut egoistischer Gedanke, der aber weniger ihn als Wolf, mehr dafür seine Erinnerungen an seine Liebsten betraf – nicht stand halten. Warum beeilten sie sich nicht einfach? Warum ging es nicht voran? Dabei hatte sich die Unterhaltung bereits fortgesetzt und der Graue sich in Gang, langsam kam es in die Pötte. Aber das war nicht schnell genug! Sie würden getroffen werden von Gottes Zepter, dabei wollte er hier niemanden verlieren. Womöglich würde Conversano jetzt gleich zu Knurren beginnen. Vermutlich würde er noch einen, zwei oder sogar drei Kommentare bringen, die alle Konturen, die sich langsam aber dafür sicher malten, wieder verwischen würden. Würde das Geschehen verlangsamen, über die „Sicherheit“ des Rudels vor dem Fremden nachdenken (und „Sicherheit“, weil dafür „Gefahr“ definiert werden muss – für Naadir ging von einem hageren Burschen keine Gefahr aus, für Conversano war das scheinbar einer Schneelawine gleich (für Naadir war die Schneelawine das Unwetter und in genau dieser Varianz lag die Verzerrung, die ihm so zur Weißglut brachte)), während die Sturmtänzer im Gänzlichen betrachtet generell sich nicht in Sicherheit befanden. Vermutlich würde auch noch Shenna einiges zu sagen haben, einzig um ihre Position klarzustellen und sich zu behaupten. Vermutlich würde auch noch Alaska etwas zu sagen haben, was er ihr nicht vorwerfen konnte und wollte, bis auf die Tatsache, das sie vermutlich dann doch diejenige war, die den Fremd- oder Neuling dazu veranlasste, auch noch etwas beizutragen. Halleluja! Klatsch und Tratsch bei Unwetterwarnungsstufe rot. Warum auch nicht. Kuchen gabs, Kaffe kam quasi mit dem Regen und Blitz fungiert vielleicht als kleines Lichtlein in dieser Dunkelheit. Fabelhaft. Fantastisch! Das Kaffeepäuschen kurz vor dem Untergang.
Ohne Naadir. Der hielt das einfach nicht aus.

Was auch immer gerade vor sich ging, es zog an ihm vorbei. Somit verpasste er wohl seinen Einsatz im Abschiedslied Leylas, verpasste es ganz, verpasste aber auch, was gesagt wurde und was man halt alles verpassen konnte, er verpasste es einfach. Es war ihm in gewisser Weise auch egal, da er dem Ganzen keinen Wert, nicht einmal Relevanz, zusprechen konnte, was ihn letztendlich auf eine Idee brachte. Vorgehen. Folglich drehte sich sein Kopf, schweifte ihn über alle Rudelmitglieder und wägte ab, wen er mitnehmen könne, der ihm nicht sowieso auf den Sack ging. Die Auswahl war nicht groß und fiel letztendlich auf Tiger, den er ohnehin kaum kannte. Dann durchsuchte er das Gebiet, wo wohl das Ziel in Alaskas Augen liegen würde und schätze den Wald als sichersten Punkt ein, den er also vorerst anpeilen würde, bis er eine zusichernde oder zurechtstellende Antwort erhalten hatte. „Alaska? Hättest du etwas dagegen, wenn Tiger und ich schon einmal vorgehen?“, fragte er, während er sich schon zum gehen wand. Hoffentlich war die Rhetorik rauszuhören, gleichwohl wie die eigentliche Frage nach der Richtung, aber er schätze die Leitwölfin klug genug ein und würde es ihr problemlos erklären können, wenn sie ihn zur Sprache stellen wollte. Unsicherer war er bei Tiger, wie er es finden würde, einfach so mitgezerrt zu werden. Gerade von Naadir, der augenscheinlich ziemlich seltsam sich verhielt. Wie aber auch immer – am Ziel angekommen, würde er sich immerhin ausruhen können. Und wenn Tiger die Idee ganz dämlich fand, mussten sie ja auch nicht miteinander sprechen. Käme dem Schwarzen gar nicht so ungelegen.

[beobachtet - "verloren" - fragt - wendet sich dem Gehen zu]
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySa 24 Jan 2015 - 23:18

ALASKA & HUSH & SHENNA & CONVERSANO
NAADIR & TIGER




Tiger vergrub seine gräuliche Schnauze im Kadaver des Tieres und sog den Duft des Blutes ein. Er war kein Mörder, nein. Er verfiel auch nie in einen Blutrausch oder war in irgendeiner Art und Weise sadistisch. Der Gute weiß aber, dass es keinen Sinn machte, um seine Beute zu trauern. Dies war der Lauf des Lebens, das Schicksal besagte nun einmal, dass dieses Tier sterben sollte - in den Fängen der Sturmtänzer. Für ihn war der Duft des Blutes nur ein Zeichen des Überlebens, der Stärke und der erfolgreichen Jagd. Deswegen war dieser Duft in diesem Moment auch so betörend - nicht zuletzt auch, weil dieses die Teile umhüllte, die nun den quälenden Hunger des Rüdens beenden würden.
Ohne weiter darüber nachzudenken, riss er sich ein saftiges Stück vom Schenkel ab und verschlang dieses. Dann kam noch eins und noch eins und noch eins, bis er sich dann an den Brustkorb machte. Er legte mit seiner Schnauze den Weg frei, schob einige Organe beiseite und verschlang eines der Lungen. Irgendwie schmeckten Herz und Lunge dem Blau-Grauen am besten. Das zarte Fleisch war glitschig, aber mit den großen Fängen war es kein Problem, dieses im Maul zu behalten. Er genoss es, wie die Organstücke schnalzend seine Speiseröhre hinuntergedrückt wurden und auf der Zunge ein wahres Feuer entfachten. Ein Feuer, das nur schwer zu bändigen war, so fraß er immer weiter. Irgendwann merkte er dann aber doch, dass sein Magen einem Druck ausgesetzt wurde - er war satt. Nun trat Tiger vom Kadaver zurück und leckte sich über seine blutüberströmte Schnauze. Danach legte er sich etwas abseits von der Futterquelle und legte sich kurz hin, um ein wenig verdauen zu können.

Einige Zeit später stand er auf und blickte sich wieder einmal um. Es schienen alle fertig zu sein, aber was sah er da? Ein neuer Wolf in den Reihen der Sturmtänzer? Seine eiskalten Augen blieben am Unbekannten hängen und formten sich zu kleinen Schlitzen, die sein Misstrauen ziemlich gut hervorbrachten. Er merkte, wie sich sein Fell sträubte und ein Schauer über seinen Rücken lief. Dann fiel ihm Shenna ins Auge, die etwas angepisst wirkte. Sie keifte den Fremdling an und Tiger konnte nicht anders. Er trottete zum Ort des Geschehens und knurrte leicht.

"Gibt es hier vielleicht ein Problem?"

Seine tiefe Stimme strahlte Macht und Erhabenheit aus. Sein muskulöser, imposanter Körper unterstrich das Ganze noch und so wirkte der Rüde doch etwas furchteinflössend - jedenfalls den meisten Wölfen gegenüber. Ob das bei dem Köter hier der Fall war, wusste Tiger nicht. Seine großen Pranken standen etwas weiter auseinander, was seine Kampfbereitschaft im Notfall klar stellte. Und dennoch hatte er etwas Anmutiges an sich, das war er immer - anmutig. Er musste dafür nicht einmal großartig was tun.
Bevor der große Rüde eine Antwort bekam, hörte er Naadirs Worte. Sein vorher misstrauischer Blick, der dem Fremden galt, wirkte nun um einiges weniger aggressiv und ruhte auf seinem Rudelmitglied. Tiger nickte ihm zu, was soviel wie ein Einverständnis sein sollte. Er selber war damit einverstanden, so konnte das hier auch nicht unnötig ausarten. Ein letztes Mal noch fletschte er dem Fremden gegenüber die Zähne.

"Wehe du tust etwas Unüberlegtes!"

Dann wandte er sich dem Gehen zu und trottete Naadir hinterher.

[frisst xx legt sich beiseite xx entdeckt Hush und eine wütende Shenna xx widmet sich dem Geschehen xx warnt Hush xx geht mit Naadir vor]
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Sadec ZimbahSadec Zimbah
Rudelmitglied

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyMo 26 Jan 2015 - 20:21

Während Sadec Zimbah sich seinen Weg durch den unbekannten Wald bahnte, zog sich über seinem Kopf er Himmel zusammen. Sein Pelz sträubte sich auf und die dicke Luft prickelte ihm auf der Haut. Das ein oder andere Knurren war bereits durch seine Knochen gezittert in bedrohlicher Ankündigung dessen, was das Wetter für sie offen hielt. Es wäre wohl das beste gewesen, er hätte einen Unterschlupf gesucht, bis das Gewitter vorbei ziehen würde. Aber ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass R'Shíens und Senshír ihm folgten. Noch immer konnte er es kaum fassen, wie ähnlich die beiden Wölfe sich waren. Als hätte einer von ihnen sein Spiegelbild aus einer Pfütze gezerrt, als wäre der eine der Schatten des anderen. Nicht nur in ihrem Aussehen, auch in ihrer Mimik, in ihren Bewegungen, in ihrem Duft glichen sie sich wie ein einziges Geschöpf. Er fragte sich, was die anderen zu den Fremden sagen würden, ob es sie genauso irritieren würde wie Sadec. Alaska zumindest würde sie mit fast schon naiver Herzlichkeit darum bitten, mit ihnen gemeinsam zu speisen. Es waren genügend Rüden um sie herum, deren scharfe Augen die Fremden beobachten würden, die aufpassen würde, dass die Sicherheit des Rudels unangetastet blieb. Schließlich waren sie geschwächt. Sich Fehler zu erlauben könnte schwerwiegende Folgen haben. (Aber was für eine Bedrohung soll schon von zwei Sreunern ausgehen?), fragte Sadec sich und schüttelte den Kopf, während er zielstrebig gerade aus lief.

Sein Magen war so leer und ausgezehrt, dass er Reue empfand, weil er nicht bei der Jagd hatte behilflich sein können. Dass er nicht einer der ersten hätte sein können, die ihren Rang im Rudel einfach vergaßen und die Zähne in dem frischen Fleisch vergruben, rissen und zerrten bis der saftige Kupfergeschmack ihre Körper zum beben brachte. Er schnaufte bei dem Gedanken daran und versuchte, ihn wieder zu vergessen. Aber seine Schultern hingen schlaff und die sehnigen Muskeln schimmerten als Silhouetten unter dem matten Fell, getragen von spröden Gelenken. Natürlich ließ sich Sadec davon nichts anmerken, sein Schritt blieb entschlossen, seine Nase hatte die Spur des verletzten Karibus längst verloren, die Hoffnung auf eine Erfolgreiche Jagd sprudelte wie ein heißer Quell in seiner Brust. Eine gewaltige Verlockung, die ihn rief, derer zu widerstehen er viel zu schwach war. Aber dann war da noch eine andere Stimme. Nur ein ferner Klang, der seine Ohrmuscheln mit ihrem lieblichen Ton kitzelte. Ein Gesang, in dem dieselbe Sehnsucht schwang, die auf seinem Herzen lastete. Wo blieb nur die Euphorie des Frühlings? Die Genesung nach einem langen, harten Winter? Ein weiteres Stimmchen, zart und unscheinbar, erhob sich und Sadec hielt inne. Er wendete die Ohren von hier nach dort, bis er die fremden Wölfe geortet hatte, die um Zuflucht baten in einem Revier, das Alaska und ihr Gefolge lediglich durchquerten. Es bereitete ihm ein Gefühl des Stolzes, dass man ihr Rudel mit derartiger Achtung bemerkte, das ihr Duft schon in den Pflanzen und Steinen dieser Gegend hing.

Einen Moment noch blieb Sadec stehen und lauschte, wartete auf eine Antwort des Rudels. Doch es kam keine, nur die zweistimmige Bitte, die in dramatischer Wirkung von dem Grollen des Himmels untermalt wurde. Kurzerhand hob der Rüde seinen kräftigen Kopf in den Nacken und zwängte die vom Staub der Felsen, die sie nur kurz zuvor durchquert hatten, heisere Stimme durch seine Kehle, bis sie zwischen den Bäumen erklang und sich über deren Kronen hinweg hob. Der Ruf galt nicht nur den beiden Fremden, er galt auch dem Rudel, vor allem Alaska. Sie solle sich Unterschlupf suchen, sie solle vorlaufen mit den anderen. Sein Ziel war ohnehin, den Kadaver zu erreichen, den sie erlegt und an dem sie sich bereits würden satt gefressen haben. Aber es würde keinen Sinn ergeben, wenn das gesamte Rudel nun würde warten müssen. Doch nicht nur Aska, auch der fremden Wölfin und ihrer kaum hörbaren Begleiterin gab er kund, dass er sich auf dem Weg zu ihnen befand, dass er sie finden und geleiten würde, bis der Schutz des Rudels auch der Ihre war. Zumindest solange, bis die Leitwöfin ihr Urteil würde gesprochen haben. “Euer Treffen mit dem Rudel wird sich verzögern müssen. Wir werden die fremde Sängerin finden und gemeinsam mit ihr am Mahl meiner Wölfe speisen. Sie werden bis dahin bereits aufgebrochen sein. Der Regen wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, sie finden einen Unterschlupf. Dort werden wir dann gewiss auf sie treffen.“ Mit dem gesunden Auge blinzelte er zum Himmel hinauf, ohne die selbstbewusste Körperhaltung zu verlieren. Es wurde dunkler zwischen den Bäumen. Sie hatten keine Zeit zu verlieren.

Und so setzte Sadec sich erneut in Bewegung, lief so schnell, wie seine erschöpften Läufe ihn tragen konnten und vergaß schon bald, zurück zu blicken. Er schaute nie zurück. Eine Angewohnheit aus den Tagen, die er als Einzelläufer verbracht und wahrscheinlich nie wieder würde ablegen können. Es dauerte nicht lange, da füllte der fremde Duft seine Nase. Tatsächlich waren es eine Wölfin und ihr Junges, die gerufen hatten. Die beiden hatten eine Anhöhe erklommen, von der aus ihr Ruf vom Wind weitergetragen wurde. Als er sie erblickte, verlangsamte er seinen Schritt und blieb schließlich am Fuße der Anhöhe stehen. Mit einem Kläffen verdeutlichte er Senshír und R'Shíens, dass sie nicht länger unter seiner Obhut zu weilen hatten, dass sie ihm nicht folgen brauchten, wenn er zu den neuen Fremdlingen empor stieg. Viel eher erwartete er, dass sie der Spur des Kadavers folgen würden, dass es sie dorthin treiben würde. Ein drohendes Knurren folgte. Er würde es nicht dulden, wenn die beiden merkwürdigen Geschöpfe sich an der Beute vergehen würden, ohne dass für ihn etwas übrig blieb. Aber Sadec glaubte kaum, dass die Wölfin lange auf sich warten ließ, wenn er ihr erst einmal anbot, ihren Hunger an seiner Beute zu stillen. “Ich grüße euch.“, sprach der Rüde mit seiner selbstbewussten, rauen Stimme, während er kritisch die Sprösslinge der Wölfin beäugte. “Ihr müsst weit gereist sein, Fremde.“ (Und nicht stark genug, euren Nachwuchs zu ernähren), fügte er in Gedanken hinzu, ohne seinen Egoismus kenntlich zu machen. Er handelte im Interesse seiner Leitwölfin und es wäre Alaskas Anliegen, der kleinen Familie Zuflucht zu gewährleisten mit allem, was dazu gehörte. Und wenn es denn bedeutete, die Nahrung zu teilen. Seine Befürchtungen, das von dem ohnehin schon angenagten Kadavers nur kaum etwas über bleiben würde, um so viele hungrige Mäuler zu befriedigen, schluckte er hinunter, doch der bittere Nachgeschmack blieb bestehen und ließ ihn unbemerkt zittern, während er auf eine Antwort der Wölfin wartete.


[Läuft mit Senshír und R'Shíens zum Rudel x hört Ale & Neva x ruft Alaska zu x antwortet Ale & Neva x läuft zu ihnen x spricht mit ihnen]
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AlaskaAlaska
Alpha

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyMo 26 Jan 2015 - 22:56

Ein unsichtbarer Arm zog an den Läufen des Rudels. Es brauchte kein Feingefühl, keine besondere Wolfeskenntnis, nein, ein Blinder hätte gemerkt, dass das Rudel weiter wollte. Und war es ihnen zu verübeln? Nein, gewiss nicht. Es braute sich etwas zusammen, dessen Abwehr sie nicht mächtig waren, egal wie glücklich ihre Mägen waren und egal wie euphorisch die Stimmung nach der Jagt gestiegen war. Nun war es an der Zeit zu fliehen, sonnst konnte Alaska nicht mehr für den Schutz des Rudels gerade stehen. Dann lag es nur noch in der Macht der Götter, gar Adlartoq selbst, die Wölfe zu verschonen.
Ein kluger Fuchs hatte einst gesagt: die dummen werden aussterben - früher oder später. Und sie wollte von sich behaupten, dass sie nicht dumm war, ja, sie hab ihre Zunge dafür her, dass keines der Rudelmitglieder so beschimpft werden sollte.

Doch es tat sich nun etwas. Der Graue hatte sich in Bewegung gesetzt und Alaska wartete geduldig, bis er vor ihnen stand. Sie spürte das Misstrauen um sie herum, doch sie hatte keine Angst um ihr Rudel. Das war keine Gefahr, sie war sich sicher. Und sie konnte sich irren. Nein, dachte sie, was ist nur passiert, dass du gleich sowas denkst? Das Licht siegt immer über den Schatten.
Als Hush hatte sich der nunmehr Fremde vorgestellt und Alaska neigte den Kopf, kurz, um ihre Anerkennung ihm gegenüber darzustellen, dennoch so, dass klar war, dass sie ihm im Rang überlegen sein würde, sollte er ihnen folgen. Und schon spürte sie Shennas Nähe an ihrem Körper, ihre schützende Wärme.

Naadir und Tiger setzten sich ab. Auf die Frage des Deltas antwortete sie mit einem zustimmenden Nicken. Ja, es würde die Spannung etwas nehmen, wenn wenigstens ein kleiner Teil des Rudels in Sicherheit war. Sie konnten sich ausruhen, sie würden einen guten Platz finden. Das Rudel konnte folgen, sobald Hush sich gesättigt hatte. Auch Shenna wollte gehen, sie wand sich direkt an Alaska. Die weiße nickte, aber langsam, dann fügte sie noch hinzu: "Lass uns noch warten, bis Hush gefressen hat. Dann können wir die Reste hier liegen lassen, es wäre ja viel zu schwer das ganze Tier bis zum Wald zu ziehen. Wenn du willst kannst du schon mit Naadir und Tiger vorlaufen.Dennoch war ihre Körpersprache anders. Sie drückte ihre Seite noch näher an die ihrer treusten Gefährtin und besten Freundin, hoffte, dass Shenna hier bleiben würde, hier bei ihr.

"Nun, die Stimmung hier ist etwas - geladen. Ich denke, du solltest schnell fressen, damit wir Schutz vor dem Gewitter suchen können. Wir warten auf dich, wenn du dich beeilst.

War nun der erste Teil deutlich an Hush gerichtet, untermalte sie den zweiten Teil auch für Sano und Shenna. Alaska wollte auch heir weg. Sie wollte schon fast rennen, die Furcht drängte sie gen Waldesrand. Aber keiner wurde zurück gelassen. Wo würden sie hinkommen, wenn niemand mehr für den anderen da war. Und da der Fremde offenbar keinen hatte, der sich um seinen Schutz suchte - welche gründe auch immer dahinter schlummern mochten - sie würde ihn gewähren. Es war ein Instinkt und vielleicht auch der wesentliche Instinkt, der sie als Alphatier qualifizierte. Doch würden sie noch länger warten, würde Alaska sich noch zu längerem Warten zwingen, dann würde sich ihre Entscheidung vielleicht als unverantwortlich herausstellen.

Alaska trat zur Seite, machte den Weg zum Kadaver frei. Möge der Neue bloß schlingen, als ginge es um sein Leben, denn so wie sich der Himmel anhörte ging es genau darum.

EDIT: Nun klangen Fremde Stimmen zu ihren Ohren durch. Direkt zwei, auch wenn eine davon dünn und hoch war. Definitiv ein Jungtier, ein sehr kleines noch dazu. Schnell mischte sich Sadecs Stimme zu den beiden, antwortet, gab Alaska zu verstehen, dass er sich ihrer annehmen würde und sie dann zum Rudel führten würde. Alaska lauschte noch einen Moment der Melodie, die von Demut und gegenseitiger Aufopferung, von Familie und Freundschaft erzählte. Am Ende stand eine Bitte und Alaska wusste bereits, dass sie diese nicht verwehren würde. Die Sturmtänzer würden die kleine Familie in ihre Reihen aufnehmen und versorgen.

"Ich grüße euch, Fremde. Fürchtet euch nicht, wir werden uns eurer annehmen. Sadec, wir lassen euch den Kadaver hier, aber laufen schon vor, ihr findet uns im Schutz der Bäume, in Richtung Sonnenaufgang."

[beim Rudel | lässt Naadir und Tiger vorlaufen | redet mit Shenna und Hush | antwortet Ale'dil, Neva und Sadec]
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ConversanoConversano
Delta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDo 29 Jan 2015 - 21:52

„Das Irren im Leben führt
unweigerlich zum Verderben.”

Ein schwerer Regentropfen landete auf der breiten Stirn des Wolfsschädels, der noch immer reglos und wachsam auf den Grauen gerichtet war. Langsam sickerte die Nässe des Wassers in das dichte, schwarze Fell des Rüden, der sich einen kurzen, düsteren Blick gen Himmel erlaubte, der in seinen Farbnuancen der Stimmung Conversanos in Nichts nachstand. Gewiss, der Rüde mochte ausgemergelt und allein sein, doch waren es auch nicht dessen physische Kräfte, die das Misstrauen des vernarbten Kriegers weckten.
Er hatte solche Wölfe bereits zur Genüge gesehen - hatte mit eigenen Augen mit dabei zusehen müssen, wie sie das schleichende Verderben über wildlebende Artgenossen gebracht hatten. Sie hatten sie lediglich „Seuchenbringer“ genannt, obgleich sie sich kaum abhoben vom Äußeren. Sie ähnelten Hush mehr, als es dem Schwarzen lieb war, weshalb er gereizt auf das Knurren Naadirs reagierte und kurz schnaufte. Mochte auch niemand der Rudelmitglieder um die Gefahr dieser „Lockvögel“ wissen, eine Zeit lang waren sie im Leben des schwarzen Hünen allgegenwärtig gewesen. „Die Vergangenheit prägt uns, daran ist nichts zu ändern.“ Einst hatte dies einer jener Wölfe gesagt, die kaum als ernst zu nehmende Bedrohung hatten angesehen werden können und am Ende tödlicher gewesen waren als es ein ganzes Rudel von muskelbepackten, kampferprobten Killern.
Ein weiterer Tropfen traf auf Conversanos Fell, viele weitere gesellten sich dazu, während der Wind kontinuierlich zunahm und immer wilder am Fell der Wölfe zerrte, ihnen den Pelz über die Ohren ziehen wollte. Widerwillig folgte der veilchenblaue Blick des Rüden dem Verlauf der schwarzen Wolken, die immer weiter auf das Rudel zutrieben. Die Unruhe des gesamten Rudels wurde spürbar, beinahe greifbar und fand ihren Platz auch tief in Conversano, dessen Misstrauen sich nicht wirklich legen wollte. Zu groß war die Furcht vor dem, was der Graue mit sich tragen konnte, ungesehen und unbemerkt, aber von umso größerem Schaden.
«Einige Feinde sieht man nicht, Alaska.» deutete er leise kryptisch an, als sich Shenna energisch an ihm vorbeischob. In ihrer Geste lag keinerlei Abneigung, so, wie es sonst stets der Fall gewesen war, viel eher schien sie sich nach der Nähe der Leitwölfin zu sehnen. Wer konnte es ihr verdenken? Das urplötzliche Verschwinden des ranghöchsten Rüden im Rudel nach dem Leitwolf, der nicht platziert war, seitdem der Weiße Momala verschwunden war, hatte seine Spuren hinterlassen. Auch hatte die beiden Schwarzen, die für Alaska die Schutzeinheit boten (er war nicht eitel genug, um sich selbst als erste Schutzinstanz für die Weiße zu sehen), weit mehr verbunden, als dass sie Partner, Gefährten und Rudelmitglieder waren. Sie hatten einander verstanden, schlicht, weil sie einander ähnlich und ebenbürtig gewesen waren. Und nun fehlte der Betafähe schlicht und ergreifend ihr zweiter Part. Kurz ruhte der Blick Conversanos noch auf Shenna, ehe Tiger noch zu ihnen stieß und seinen Standpunkt verdeutlichte.
Kurz verdrehten sich die veilchenblauen Augen des Rüden gen Himmel. Natürlich. Ein jeder durfte drohen und beißen, nur, sobald er selbst sich äußerte, hieß es sogleich, er sei zu misstrauisch. Abfällig schnaufte der Rüde, schwieg jedoch und beobachtete die beiden Wolfsrüden, die rasch verschwanden in eine weitaus gefälligere Richtung als Jene, die sie jetzt genutzt hatten. Der Wind frischte weiter auf, peitschte weitere Regentropfen gegen Nase und Ohren des Schwarzen, der mit zuckenden Ohren und angespannten Sehnen den Worten seiner Leitwölfin lauschte. Ohne Zweifel benötigte Hush, wie er sich vorgestellt hatte - der Blick des Grauen war Conversano nicht entgangen, dennoch hielt er sich weiterhin zurück mit weiteren Äußerungen - das Frischfleisch, weitere Blicke gen Himmel jedoch verstärkten den Schwarzen in seiner Hoffnung, dass das neue, misstrauisch beäugte Rudelmitglied nicht allzu viel fraß. Sofern notwendig, würde der Schwarze selbst auf Jagd gehen, um den Seuchenträger zu versorgen, wenngleich es dem gleichkäme, sich die eigene Pfote abzubeißen - doch Conversano täte alles, um aus diesem Sturmgebiet herauszukommen. Es machte ihn nervös, ebenso wie alle.
Die leisen Rufe Sadec Zimbahs, der Wolfshund, welcher offenbar ebenfalls weitere Wölfe angetroffen hatte, waren kaum mehr der Beachtung wert, wenngleich der Schwarze sich durchaus vermerkte, dass noch ein Rudelmitglied dort draußen herumstreunte. Es behagte ihm nicht, dass ihr Rudel sich immer mehr zerstreute.
Beinahe schon nebensächlich reagierte der Schwarze auf die zarte Stimme Alaskas, die Hush anhielt, rasch zu fressen. Kurz schüttelte der Hüne seinen mächtigen Leib, ehe er mit einem weiteren, nachdenklichen Blick auf den Grauen ein wenig beiseite trat, um ihm nun doch Platz zum Fressen zu schaffen. Einzig dem Wunsch der Leitwölfin entsprechend. Als sich dann Alaskas Stimme in einem bestimmten Singen erhob, um Sadec und den Wölfen, die ebenfalls gesungen hatten, weitere Anweisungen zu geben, hob sich der Schädel Conversanos ruckhaft. Erst sah er Alaska an, beinahe schien etwas wie Erleichterung durch die kühlen Augen zu schimmern, ehe er sich kurz nach Shenna und Hush umblickte, um zu sehen, wie weit Letzterer mit dem Fressen war. Der Wolfsrüde würde losziehen, dem soeben verkündeten Pfad zum Wald entgegen, nicht jedoch ohne sein Rudel. Mochte er auch nicht mit allem einverstanden sein, so waren sie doch zu einer Familie geworden (man mochte ja auch nicht alle Cousins und Cousinen gleichermaßen, stellte der Schwarze mit einem gewissen Zynismus fest). Das bedeutete dem loyalen Hünen, auch für weitere Herzschläge auszuharren, selbst, wenn das Gewitter nun beinahe direkt über ihnen zu schmettern schien. Conversano zuckte mit den empfindlichen Ohren und spürte die ersten Auswirkungen des Wetters bereits in seinem vernarbten Gewebe. Kein gutes Zeichen.    
 



bei Alaska & Co ;; Misstrauisch, Erinnerungen ;; Nervös ;; Wartet ungeduldig
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HushHush
Neuankömmling

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySa 31 Jan 2015 - 12:44

Hush nahm die gemischten Reaktionen der Rudelmitglieder sehr wohl wahr. Zwei waren schon voller Ungeduld vorausgegangen. Die offensichtliche Feindseligkeit des Schwarzen stand völlig im Kontrast zur sanften Ruhe Alaskas. Ihr war sehr wohl bewusst, dass sich über ihnen kein harmloser Sommerregen zusammenbraute, sondern ein grollendes Gewitter. Die Gefahr schwebte mit den Regentropfen in der Luft, die Nervosität der anderen Rudelmitglieder war greifbar.
Und doch hatte sie ihm von der Beute angeboten und machte keine Anstalten, sich zu bewegen.
Hush hätte niemals darauf bestanden, zuerst zu fressen und dann zu fliehen. Auch ihm jagten die Naturgewalten fürchterliche Angst ein und er war den Hunger gewohnt. Doch Alaska hatte ihm den Vorschlag gemacht und nun war die Versuchung zu groß. Sein leerer Magen protestierte bei dem Gedanken, das warme, saftige Fleisch einfach unangetastet hinter sich zu lassen.
Wer wusste schon wie lange das Gewitter anhalten würde? Wer wusste, wann das Rudel zum nächsten Mal Beute machen würde?
Hush gab seinen Instinkten nach und verlor keine weitere kostbare Sekunde. Die Entfernung zu dem gerissenen Karibu, dessen Blut zusammen mit dem Regen in den Erdboden sickerte, überbrückte er ohne es zu merken und schon grub er seine Zähne zum ersten Mal seit Wochen oder gar Monaten in warmes Fleisch. Die Beute war so frisch, dass er beinahe noch das Herz schlagen hören konnte.
Das Blut rauschte in seinen Ohren, während er große Brocken hinunterschlang. Sein Magen füllte sich. Regentropfen prasselten unaufhörlich auf sein Fell, ließen es von seinem knochigen Körper hängen wie eine viel zu große Haut. Früher war er größer gewesen. Jedenfalls hatte er sich früher größer gefühlt.
Ganz langsam kehrte die Kraft zurück. Er wusste, dass er nun aufhören sollte. Sein Körper war so viel Nahrung nicht mehr gewohnt und das Donnergrollen schwoll bedrohlich an. Vielleicht war es auch das Knurren der ungeduldigen Wölfe. Er spürte die nervösen Blicke auf ihm. Sie begannen unruhig mit den Krallen über den Boden zu scharren. Sie wollten laufen. Alle Muskeln in ihrem Körper verkrampften sich zur Flucht vor einem Gegner, dem selbst das größte und stärkste Rudel nicht die Stirn bieten konnte.
Die Natur war ein tückischer Freund, denn sie konnte einem Wolf alles geben, um ihm im nächsten Moment alles zu nehmen.
Die Natur hatte auch Hush alles genommen, an dem Tag an dem der gewaltige Schneesturm seine Familie von ihm fortgetragen hatte. Er war hilflos gewesen wie an seinem ersten Tag. Die Natur hatte ihn, den Alphawolf auf die Knie gezwungen und ihm alles genommen. Nur das Leben war ihm geblieben. Anfangs hatte er es für eine weitere Grausamkeit des Schicksals gehalten, dass sein Herz weiterschlug, wo es doch keinen Grund mehr dafür gab. Doch bald schon war ihm bewusst geworden, dass sein Leben sehr wohl einen Grund hatte. Und seither war er auf der Suche.
Hush riss ein letztes Stück Fleisch aus der Beute, schluckte es hinunter und trat dann mit zitternden Beinen einige Schritte zurück. Er leckte sich das Blut von der Schnauze und sah das Rudel an, das ihn aufgenommen hatte, obwohl er nur ein Geist seiner selbst war.
Er würde diesem Rudel treu folgen und er würde es ohne zu zögern wieder verlassen, sobald ihr Weg von seinem abwich. Und ihr Weg würde abweichen wie der aller anderen Rudel zuvor. Kein Wolf wagte sich dorthin wo er hinwollte, das war Hush bewusst. Doch er war kein Wolf mehr, nur ein Geist. Und er hatte nichts mehr zu verlieren.
Deshalb gab es für ihn nur noch einen einzigen Ort, eine einzige Hoffnung. Er hatte Sakari immer verspottet, wenn sie davon geträumt hatte. Von dem paradiesischen Land hinter dem Nebelmeer.
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NaadirNaadir
Delta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySa 31 Jan 2015 - 17:27

Naadir & Tiger
I have to deal with the pressure I put on myself

Patsch, patsch, patsch.
Das durch Pfützen schreiten war wohl das erste, was er mit diesem Wort verband. Oder das spielerische Herumtoben eines Welpens in dergleichen. Vielleicht aus dessen Kopf auch das Aufprallen des Regens, irgendwo vielleicht auch etwas Schlammiges? Das war ein Teil von dem, was der schwarze Koloss, während er Pfote um Pfote vor die nächste setzte, fantasierte. Sein Kopf wog mit in den Schwingungen seiner Bewegung, hoffend, dass Tiger ihm hinterher kam oder gar aufholen würde, neben ihm erscheinen, mit ihm Plaudern wollend. Er wollte es sich nur schwer eingestehen, aber er sehnte sich nach einem Gespräch, beziehungsweise eher noch: einem Sprechenden – Jemandem, der Naadir vielleicht sogar das Antworten abnehmen würde. Jemandem, der ihm Gesellschaft leistete, ohne, dass er dafür die Präsenz eines Artgenossen forderte. Jemandem, der ihn nicht alleine lies, aber eben doch alleine lies; alleine abdriften, während der Körper im Hier und Jetzt gehalten wird.
Jäh kam ihm die Situation sehr bekannt vor. Warum kam es immer wieder dazu, dass er vorging? Der Regen fiel ohne Unterlass.

Er hatte das Nicken Tigers wahrgenommen, aber nicht glauben können. Das war Punkt eins, weshalb er die Situation nicht greifen konnte. Dann hatte er zwar seinen Kopf noch einmal zurück geworfen, um Alaskas Blick aufzufangen, der ihm sagen sollte, ob er durfte oder nicht, in der Hoffnung ein paar Wörter nachgesetzt zu bekommen, mit der Richtung oder sogar dem Ziel, aber nur knapp noch auffangen können, dass auch sie ihm bloß ein Nicken schenkte, sodass daraus Punkt zwei und drei folgten. Hatte er tatsächlich eine Begleitung? Was hielt die Leitwölfin nun von ihm bzw. der Idee? Wohin sollte er gehen? Anstelle nachzufragen oder nachzusehen, hielt er es aus wohl nicht nachvollziehbaren Gründen sinnvoller, einfach voranzutrotten und zu philosophieren. Es würde sich herausstellen, ob Tiger ihm folgte, herausstellen, ob das Ziel das richtige war und herausstellen, ob was-auch-immer-er-tat richtig oder falsch war, dachte er bei sich. Dachte nicht nur das, sondern auch vielerlei Anderes, Unwichtiges, Verwirrendes, aber ganz und gar nichts Hilfreiches.
Glücklicherweise kam der Moment, dass einer der unzähligen Wassertropfen dazu entschieden war, direkt auf der Nasenspitze Naadirs zu landen. Dieser erschrak fürchterlich, da unerwartet. Ein eiseskalter Wassertropfen, direkt auf seine Nasenspitze?! So plötzlich?! Während er, mitten im Nirgendwo im Land seiner Gedanken versunken, irgendwo hin trottete, vollkommen unachtsam, wohin er eigentlich zog, einfach vor sich hin lief?! Einfach so?! Er hüpfte sogar kurzerhand auf, musste sein nasses Fell ausschütteln, in der Hoffnung, den Schreck auf diese Weise los zu werden und sah sich dann also doch um. Nein, nicht nur um sicher zu gehen, dass das niemand mitbekommen hatte.

„Mich macht es wuschig, auf was für Irrsinn man so viel kostbare Zeit verschwenden kann“, plauderte er nach einer Weile einfach drauf los. Die Richtung stimmte, er war gen Waldrand ausgerichtet und würde dort nach Schutz suchen. „Ich mein … ich kann doch nicht der einzige sein, der dieses Unwetter wahrnimmt und es schlimmer einstuft, als einen Fremden.“ Seine Seelenspiegel suchten die Umgebung ab. Der Himmel hatte sich vollkommen zugezogen, sodass der Schauer einer dunkelgrauen Decke entsprang, die sich schwer über den Horizont erstreckte. Im Wald würde es noch dunkler sein, ob das nicht sogar Gefahr bringen könnte? Er war sich unsicher, aber zumindest beschlossen, einmal an diesem Tag konzentriert sein Ziel zu verfolgen, ohne sich in den vielen Facetten seiner klagenden Seele zu verlaufen. Er wusste nicht, was ihm selber fehlte, nur, dass er es nicht herausfinden würde, wenn er sich auf der Suche selber verlieren würde. Außerdem hatte er wirklich Gesellschaft. Er war nicht allein, musste sich nicht länger Conversano aussetzen und überhaupt der gesamten Situation nicht mehr, die ihn so schwer geplagt hatte. Nun hatte er, was er wollte und würde sich verdammt noch einmal damit zufrieden geben.
Die Augen aufs Ziel richten.
Die Worte Tigers abwartend.
Einfach weiter, einfach weiter.  


[denkt - "zurück" - spricht mit Tiger]
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ShennaShenna
Beta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDi 3 Feb 2015 - 23:15

Shenna wandte ihren Blick Alaska zu als jene sprach das sie mit den anderen vorausgehen könne. Langsam drückte sie ihren massigen Kopf sanft gegen die Schulter der Weissen und hoffte sie würde verstehen. Niemals würde sie freiwillig von ihrer Seite weichen wenn sie bei ihr sein konnte. Nur bei ihr waren die zerstörerischen Gefühle in ihr ertragbar. Die Betafähe liess ihren Kopf an der weichen Schulter Alaskas ruhen und atmete ihren Geruch ein. Ein Geruch der in ihr ein Gefühl der Sicherheit und Zuneigung hervorrief.
Als Hush an ihr vorbei zum Kadaver ging wandte sie ihren Kopf und sah ihm nach. Sie beobachtete ihn gedankenverloren beim Fressen während das unheilvolle Geräusch der sich im Wind quälenden Äste an ihr zerrte und sie zum gehen anrief. Noch während sie unbewusst dem Wind lauschte mischten sich nun die Rufe der anderen Wölfe darunter. Shenna's Rücken kribbelte unangenehm als sie bemerkte dass eine der Stimmen wohl einem Jungtier gehören musste und veranlasste sie sich zu schütteln. Besorgt blickte sie in den sich immer weiter verdunkelnden Himmel als ob er ihr Antworten bringen könnte. Der Welpe musste noch ziemlich jung sein. Was veranlasste eine Fähe mit solch einem jungen Tier alleine umher zuziehen?
Die Fähe sah zu dem Kadaver, die Bauchregion war schon ziemlich ausgefressen und auch sonst war er von den hungrigen Mäulern gezeichnet. Langsam setzte sie sich in Bewegung und ging auf den Kadaver zu.
Ohne Hush Beachtung zu schenken versenkte sie ihre Kiefer in einem der Hinterläufe des Karibus und stütze sich mit ihren Vorderläufen auf dessem Hinterteil ab. Dann begann die Muskulöse Fähe ruckartig und kraftvoll das Bein abzutrennen. Immer wieder riss sie mit ihren Zähnen am Ansatz um Haut und Muskeln zu durchtrennen bis sie schließlich das Bein vom Körper abgetrennt hatte. Keuchend nahm sie den Hinterlauf am Fußgelenk zwischen die Kiefer und zog ihn hinter sich her. Er war zu Groß um ihn im Maul zu tragen, aber nicht zu gross um ihn zu ziehen. Sie zog ihn zum Rand der Gruppe, blieb stehen und sah aufbruchsbereit zu Hush.

( Bleibt bei Alaska/ Geniesst ihre Nähe/ Beobachtet Hush/ Hört die anderen Wölfe/ trennt ein Bein des Kadavers ab/ Wartet aufbruchsbereit)
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyMi 4 Feb 2015 - 1:59

NAADIR & TIGER

Seine breiten Pfoten versanken leicht im Matsch, doch störte es ihn nicht wirklich, dass seine Pfoten nass wurden. Den Dreck reinigten die Pfützen, die hier und da herumlagen und alles spiegelten, was sie einfangen konnten. Die kleinen glitzernden Flächen wurden dabei aber von Naadir und Tiger gestört, denn die beiden Wölfe stampften einfach hinein. Es erzürnte den Blaugrauen, wie sich der Fremdling, der verfluchte Köter, den Anweisungen Alaskas und Shennas widersetzte. Er hasste Neulinge. Tiger traute niemandem, ausschließlich seinem Rudel, doch auch dort gab es Grenzen. Jeder hatte seine Schattenseiten und egal wie sehr man davon ausging, jemanden zu kennen... man dürfte niemandem vertrauen! Man denkt immer, man kennt sich und dabei weiß man nichts über den jeweils anderen, dachte der Rüde. Nein, mit ihm nicht. Und schon gar nicht, wenn man so einen scheiß Eindruck bei ihm hinterließ.

Er trottete ein wenig abgefressen hinter Naadir her. Er schmunzelte leicht, als dieser sich vor einem Tropfen erschreckte. Einem Tropfen! War vermutlich nur ein falscher Zeitpunkt, in dem der Tropfen seinen Weg zur feuchten Nase Naadirs fand.
Es schien, als wollten die beiden zum Waldrand, was Tiger aber nicht verstand. Wenn das Unwetter kam, riss er doch sicher Bäume um und die Blitze schlugen in diese ein. War es im Wald wirklich so sicher? Seine Gedanken behielt er vorerst für sich. Stattdessen hörte er seinem Wegbegleiter zu und musste schnauben.

"Das Unwetter ist meiner Meinung nach fast schon gleichzusetzen mit einem Fremdling. Beides kann uns gehörigen Schaden zufügen. Aber ja, ich stufe es dennoch etwas höher als einen fremden Krüppel ein, denn ein solcher kann vielleicht ein bis zwei Wölfe leicht bis schwer verletzen. ein Unwetter wie das, das Einzug hält, kann derweil zur gleichen Zeit vier Wölfe töten - um mal ein Beispiel zu nennen. Ist beides verdammt scheiße, aber nicht zu ändern."

Sein Blick war auf Naadir gerichtet, er wirkte kalt und nachdenklich. Also eigentlich so, wie fast immer. Er wusste nicht wirklich, wie man beiden Gefahren gekonnt aus dem Weg gehen konnte. Es gab immer Schattenseiten, die einen einholten. Das Schicksal war ein Arschloch und sollte es auch immer sein.
Er schaute wieder nach vorne, seine Rute war hoch erhoben. Tiger war schon immer dominant, das wusste auch Naadir. Deshalb machte er sich nichts daraus, bi Alaska sah das etwas anders aus. Alaska und Shenna standen höher als er und so musste er sich unterwerfend seinen Schwanz einklemmen und sich herumkommandieren lassen. Aber das war nun einmal das Leben eines Rudels, jeder hatte seine Pflichten. Dagegen konnte keiner was anrichten, aber irgendwie wollte der kräftige Rüde das auch gar nicht. Sonst würde alles in einem puren Chaos untergehen.




[denkt nach xx redet mit Naadir]


Zuletzt von Tiger am Sa 7 Feb 2015 - 20:06 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyMi 4 Feb 2015 - 12:39

Der Wind drehte und wollte Ale'dils und Névas Rufe fort vom Rudel tragen. Die kleine Wölfin wusste nicht, ob ihr Flehen nach Schutz zum Rudel unter ihr gelangen würde, doch sie versuchte es weiter, erhob ihre Stimme noch einmal bevor sie verstummte. Es vergingen Minuten, Stunden, so kam es ihr vor, bis die weiße Leitwölfin ihnen antwortete. So schien es. Doch der Wind spielte ein Spiel mit den Wölfen, wirbelte die Stimmen herum. Der Donner grollte und nahm dem Gehör jede Orientierung. Woher kam die Antwort? Die Wölfe unter ihnen stoben auseinander, manche blieben, manche gingen fort, doch Ale'dil hatte die weiße Leitwölfin nicht heulen sehen.
Die Mutter schaute Néva an und ein Lächeln legte sich auf ihre Lefzen. Sie wusste, dass ihre Tochter aufgeregt war, doch Ale'dil konnte ihr diese nicht nehmen, denn zu aufgeregt war sie ebenso. Es stand alles auf dem Spiel. Dieses Rudel sah nur sie und ihren kleinen Sprössling, sie wussten nichts von Samir und Vhitan, die noch immer auf ihre Rückkehr und eine Antwort warteten. Der Sturm kam immer näher, zur Aufregung machte sich Sorge in ihr breit. Sie wollte zurück zu ihrem Gefährten und ihrem Sohn.

"Es ist gut, weil ein Rudel selten fremde Welpen akzeptieren, wenn sie selber schon welche haben. Die Beute könnte knapp werden. Aber ich glaube das hier ist sowieso alles anders. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Rudel bereitwillig alles was sie haben, mit Fremden teilt."

Das war in der Tat sehr seltsam, doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie wollte auch kein Zurück mehr. Wozu? Ale'dil war eine gute Mutter und sie würde das Leben ihrer Welpen nie aufs Spiel setzen. Sie wusste, dass es nicht anders ging. Und wenn sie Prüfungen ablegen musste, um sich dem Rudel zu beweisen, dann würde sie diese mit sich machen lassen. Dann würde sie zeigen, dass man sie nicht unterschätzen sollte, nur weil sie so schmächtig und klein war. Sie war eine gute Jägerin und sie würde ihren Teil leisten. Wieder drehte der Wind. Wolkenfetzen jagten von der Böenwalze des Gewitters zum Erdboden hinab, irgendwo hinter dem grünlichen Hagelvorhang sah sie es verschwommen blitzen. In diesem Augenblick hörte sie das Geheul klar und deutlich: die Leitwölfin antwortete. Und was sie in den Sturm hinaus heulte ließ ihr warm ums Herz werden. Sie hatten sich nie gesehen, nie getroffen. Die Leitwölfin wusste nichts von ihr und ihrer Familie und doch war sie gewillt sie aufzunehmen. Hatte diese Leitwölfin ein so tiefes Vertrauen in ihre Umwelt? Hatte es nie Grund zum Misstrauen gegeben? Ale'dil stupste Néva erleichtert an.

"Wir haben eine neue Familie."

Diese Worte waren so endgültig, dass es ihr einen Schauer über den Rücken jagen ließ. Ale'dil wollte antworten und ihren Dank aussprechen, doch kaum hatte sie ihren Kopf gehoben, spürte sie einen Wolf hinter ihr. Es war das feine Sirren ihrer innersten Instinkte, welches verriet, dass sie nun nicht mehr alleine waren. Die kleine Wölfin drehte sich um und sah einen einäugigen, braunen Rüden auf sie zukommen. Er trug den Duft des Rudels an seinem Pelz und so war klar zu wem er gehörte. Die beiden anderen Wölfe, die weiter hinter ihm waren und sich entfernten, nahm sie kaum war. Dieser Rüde hier hatte fortan das Sagen. Als er sich ihnen noch weiter genähert hatte, wandte Ale'dil ihren Blick von ihm ab, offenbarte ihm mit dieser Geste die Seite ihres Halses, blieb dabei jedoch vollkommen entspannt. Sie war nie übermäßig unterwürfig gewesen, wusste aber wie man einem anderen Wolf den nötigen Respekt zollte. Der Rüde grüßte sie reserviert. Wahrscheinlich war er einer der Wölfe im Rudel, die sich Andere ganz genau anschauten, ehe sie zu einem Entschluss kamen und Ale'dil konnte an seinem Blick ganz genau ablesen was er dachte. Da stand nun eine kleine, zierliche Wölfin, deren Rippen man sehen konnte und ihr noch kleinerer Sprössling. Zwei Wölfe, die scheinbar zu schwach waren um zu jagen und von Nutzen zu sein. Sie gaben wahrscheinlich kein besonders positives Bild ab, aber er kannte sie noch nicht. Es war ein leichtes Ale'dil zu unterschätzen.

"Ich grüße euch ebenfalls, Wolf", antwortete sie freundlich und mit klarer Stimme.

"In Anbetracht, dass ich meine Heimatberge seit vielen Monden nicht mehr gesehen habe, bin ich wohl weit gereist, das stimmt. Aber das wird euch nicht sehr interessieren befürchte ich. Euch interessiert, ob ich meinen Teil zu eurem Rudel beitragen kann. Das kann ich und das werde ich. In mir steckt mehr Kraft und Ausdauer als man glaubt."

Ale'dil machte eine kleine Pause, sah dann Néva an und darauf wieder zum Rüden hoch.

"Wir sind nicht allein. Mein Gefährte und mein Sohn sind noch abseits von hier. Ich würde sie gerne holen bevor das Gewitter uns erreicht hat. Eure großzügige Leitwölfin hat uns Anschluss und Bleibe gewährt. Ich weiß nicht was für ein Rudel ihr seid, dass ihr so eine Last auf euch nehmen wollt, doch ich bin sehr dankbar dafür. Sehr dankbar", betonte sie noch einmal.

[hört erst Sadecs Ruf, dann Alaskas / bemekt Sadec und grüßt ihn / möchte Vhitan und Samir dazu holen]
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AlaskaAlaska
Alpha

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyMi 4 Feb 2015 - 16:07

"Einige Feinde sieht man nicht", warnte Sano sie mit gesenkter Stimme, sodass allein ihre Ohren seine unheilvollen Sorgen hörten. Kalt war es sowieso schon, der Regen wurde stärzer und der Wind drängender. Doch nun waren es nicht die grauen Tropfen in ihrem Fell, die ihr einen Schauer über den Rücke jagten, es war die Wahrheit, die sie mit einem Schlag traf. Hush war währenddessen an ihr vorbei gegangen, hatte zu fressen begonnen und Shenna riss ein Bein aus dem immer kleiner werdenen Leib heraus. Alaska war erstarrt und und konnte den Blick nicht von Sano abwenden, die Augen schreckensgeweitet. Nein, das konnte nicht sein.

"Du glaubst doch nicht...", den Rest des Satzes ließ sie in der Luft hängen, der Anfang war bloß an den schwarzen Rüden zu ihrer Linken gerichtet. Ruckartig und von aufkommender Panik getrieben drehte die Fähe um und starrte den Neuen an. Wie er gierig einen Bissen nach dem nächsten herunter schlang, auch wenn die besten Teile - die Eingeweide - schon vertilgt worden waren. Er war so dünn und so ungepflegt. Sein Fell, triefendnass und im Wind hin und her gezerrt, war struppig, die Haut, die seine Rippen ummantelte dünn wie Papier. Doch sein Blick war klar gewesen, das hatte sie gesehen. Vorsichtig trat sie näher an den Fremden heran, wollte sein Mahl nicht stören, doch musste seinen Geruch einatmen. Sie hatte einen Instinkt, nicht war? Und dieser war noch immer betört von dem eisernen Duft des Blutes, noch immer benebelt von ihren Hormonen. Aber als sie die Schnauze so unauffällig wie möglich Richtung Hush reckte, so roch sie bloß Wolf.

Kein süßlicher, abstoßender Geruch kam ihr entgegen, keine Verwesung, kein klebriger Gestank nach Tod. Es war bloß Wolf, Wolf ohne Rudelgeruch. Zittrig atmete die Alphafähe aus und zog ihren Kopf wie zufällig zurück. Sie hatte diesen gravierenden Fehler nicht begangen, denn es war alles in Ordnung. Hush war vielleicht nur noch ein Schatten seiner selbst, aber er war kein Schatten des Todes. Sie drehte sich wieder zu Sano, drückte ihren Fang in scheinbar liebevoller Geste gegen sein Ohr.

"Er riecht normal. Wir können uns beruhigen". Uns so setzte sie sich, während ihr Blutdruck wieder sank. Als Hush sich gesättigt hatte zuckte ein weißer Blitz über die dicke, grau-grüne Wolkenschicht. Es war soweit, sie mussten hier weg.

"Los gehts!" rief Alaska gegen das Himmelsgetöse an und half Shenna. Sie wa nicht so kräftig wie die Schwarze, doch auch Sano war hier und er konnte schwer tragen. Es würde sie Zeit kosten, klar, aber nun ging es weiter, nun konnten sie sich in Sicherheit bringen. Die ersten Meter brachte sie viel zu langsam hinter sich, musste den Kadaverrest zweimal absetzen, ehe sie den richtigen Griff erziehlt hatte. Nun kämpfte sie sich strammen Schrittes voran, immer näher Richtung Waldrand, an dem Naadir und Tiger hoffentlich schon auf die warten würden. Das Rudel musste wieder zusammengetrommelt werden, sonst waren sie verloren.

[spricht mit Sano | riecht heimlich an Hush | hilft Shenna und beginnt richtung Wald zu laufen]
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ConversanoConversano
Delta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySa 7 Feb 2015 - 13:29

„Am Rande des Wahnsinns
fand sich noch ein Funken.
Ein Glühen.”

Eines Tages, dessen war auch Conversano sich bewusst, wurde sein Misstrauen das Verderben bringen. Wem es dann gelten würde, ob lediglich seiner einzelnen Person oder am Ende sogar dem ganzen Rudel, war eine unklärbare Frage, die aufgeworfen und bemerkt wurde, nie jedoch beantwortet. Sein veilchenblauer Blick ruhte noch lange auf dem abgemagerten Körper des grauen Wolfes, der sich nun einem plötzlichen Impuls folgend dem Kadaver näherte und dessen Reste zu vertilgen schien. Unterdessen waren seine leise gesprochenen Worte an die sensiblen Ohren seiner Leitwölfin getragen worden, über den aufkommenden Sturm, der mehr und mehr tobte und durch das dichte Fell des Rüden fuhr, war es beinahe ein Wunder, dass sie ihn trotz allem verstanden hatte.
Ihre goldenen Augen, die ihn nun in einer Mischung aus Angst um ihr Rudel und Besorgnis um die Wahrheit ansahen, hielten ihn fixiert, ließen ihn nicht mehr fortsehen, selbst, wenn einer der Rudelwölfe röchelnd und Blut spuckend zusammenbrechen würde. Diese Fähe hatte etwas an sich, dass den inneren Aufruhr im Dunklen ein wenig milderte, der Welt ihre Krallenschärfe ein wenig nahm und ihn dennoch nie würde ändern wollen. Erst ihre leise Stimme, einzig für ihn bestimmt und getränkt in sein eigenes Misstrauen, das eigene Unwohlsein ob eines „Seuchenträgers“ unter ihnen, ließ ihn aus dieser Ruhe wieder hochschrecken, die goldenen Augen dunkel fixierend. „Du glaubst doch nicht ...?“ Ihre Stimme verklang, noch ehe sie den Satz und dessen Grauehaftigkeit beendet hatte. Dennoch wusste Conversano durchaus, welche Szenerie sich soeben vor ihrem inneren Auge abspielen mochte. Er benötigte dafür nicht einmal mehr Fantasie, hatte er doch oft genug dabei zusehen müssen, wie derlei 'harmlose Wölfe' das Verderben über mehrere Rudel gebracht hatten. Die Monate in Gewalt der felllosen Jäger hatte den Rüden geprägt, ihm das Misstrauen unter schärfster Folter eingeimpft und es nie vergessen lassen. Nun gärte es wieder in ihm empor wie eine nie verschlossene Wunde, die nun aufgebrochen war und heftig eiterte.

Mit einem Auge den Sturm beobachtend, der inzwischen nahezu jedes Licht getilgt zu haben schien, mit dem Anderen stets auf Alaska gerichtet, um diese notfalls aus einem Hinterhalt fortzuzerren, beobachtete der große Rüde die Leitwölfin bei ihrem Tun. Seine Miene blieb unergründlich und dunkel, wie stets, war ein anderes Gesicht kaum noch bekannt von Conversano. {Die Felllosen haben die Hoffnung aus dir getilgt, nicht wahr?} Ein bedrückender Gedanke, den er jedoch rasch beiseite schob, als weitere, kalte Tropfen auf Gesicht und Rücken landeten. Alaska war derweil wieder an ihn herangetreten, schien ein wenig zittrig auf den langen, schlanken Beinen, aber erleichtert. Ihr Fang näherte sich seinem Ohr, welches kurz erwartungsfreudig zuckte, um dann bei ihren Worten innezuhalten. Der Duft der Wölfin stieg dem vernarbten Rüden in die Nase, schien schwächer als noch vor einigen Tagen und ließ in ihm einen furchtbaren Gedanken gären. Selbst Hush, der so offensichtlich nur nach Wolf und Einsamkeit roch, hatte er nicht richtig wahrnehmen können, hatte ihn dazu verleitet, das eigene Misstrauen schwelen zu lassen wie die Glut des Höllenfeuers. Der Hüne atmete schwer in den Pelz der Weißen aus, als diese sich hinsetzte. Den über den dunklen Himmel zitternden Blitz nahm er nur am Rande wahr, zu tief ging die Besorgnis, allmählich tatsächlich verrückt zu werden. Oder womöglich den einzigen Sinn zu verlieren, der ihm tatsächlich zu einem Jäger der Wildnis gemacht hatte. Während seine Leitwölfin energischer den Marsch befahl, blickte der Schwarze kurzweilig zu Boden, in eine dunkeltrübe Pfütze, kaum größer als sein Pfotenabdruck. Deutlich erkannte er die schimmernden, wulstigen Linien, die sich über seinen Nasenrücken zogen, sich bis unter das linke Auge fortsetzten und seine gesamte, linke Gesichtshälfte entstellten.
Die Felllosen hatten ihn zu einem Monstrum gemacht. Der veilchenblaue Blick wurde hart, als er den feineren Verästelungen der Narben folgte, bis hinab zur Nase. Irgendwann würde er auch diesen Sinn verlieren.

Langsam setzte er sich in Bewegung, nahm das Rudel, welches ebenfalls von dannen zog, nur am Rande wahr und schüttelte kurz den dichten, vor Wasser triefenden Pelz aus. Dass er dabei einen umstehenden Wolf mit dem Wasser benetzte, kommentierte er mit einem gemurmelten »Verzeih.«
Danach setzte er mit kräftigen Bewegungen nach vorn zu Shenna und Alaska, die beide den Kadaver fortziehen wollten. Ohne weitere Aufforderungen senkte der Koloss seinen Schädel ab, öffnete die breiten Kiefer und versenkte die Zähne im stark dezimierten Fleisch des Karibus. Dennoch wog es gut und gerne noch an die vierzig Kilogramm, gemessen daran, dass es ein mittelschweres Tier gewesen war und noch nicht alle Wölfe der Sturmtänzer ihren Anteil daran hatten. Kurz blickte er in die goldbraunen Augen der Betafähe Shenna, die ihrerseits eines der Beine ausgerissen hatte und dieses nun mit sich zerrte, während er Alaska half, den Kadaver zu bewegen. Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert, eine Art Abkommen war stillschweigend zwischen ihnen geschlossen worden, denn nun, da ihr Rudel von fremden Wölfen dominiert wurde, galt Zusammenhalt als wichtigste Regel. Sie mussten zusammenstehen und notfalls füreinander kämpfen, koste es, was es wolle.
Nur für einen kurzen Moment hatte der Schwarze an die mögliche Infektion gedacht, die er sich zuzog (und alle nachfolgenden Rudelwölfe, die noch fressen würden wollen), wenn er den Kadaver berührte, an dem die Seuche zuvor gefressen hatte, doch der Gedanke war ebenso flüchtig wie die eindrucksvollen Blitze, die sich über ihren Köpfen auftürmten. Gestärkt durch das Mahl und getrieben durch die Besorgnis, dem Gewitter nicht schnell genug entkommen zu können, Verluste zu verzeichnen wie den, den Leyla gerissen hatte, zog Conversano energischer an dem leblosen Stück Beute, welches er im Maul hatte. Kurz suchte er Alaskas Blick, ehe er ihr weiterhin half, das tote Karibu mitzuschleifen, dem Waldrand entgegen. Die Schritte der breiten Pfoten des Rüden wurden größer und energischer, je dichter sie diesem kamen.
 



Rudel ;; macht sich Gedanken ;; Schleppt mit Aska ;; Zum Waldrand
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SenshírSenshír
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySo 8 Feb 2015 - 16:16


Um ein tadelloses Mitglied
einer Schafherde sein zu können,
muss man vor allem ein Schaf sein..

Irgendwie war der Spaß nun vorbei. Sadec hatte das Rätsel gelöst. Und nun sollten die beiden Geschwister diesem einfach zu seinem Rudel folgen? Weswegen eigentlich? Sie waren nicht auf der Suche nach einem Rudel. Zumindest hatte Senshír nicht das Bedürfnis ihr bisher unbeschwertes Leben nun so grundlegend zu verändern. Mitglied in einem Rudel zu sein bedeutete auch Verantwortung zu übernehmen, etwas zur Gemeinschaft beizutragen, genau so viel wieder herzugeben, wie man vom Rudel erhielt - oder sogar noch mehr. Doch was dämpfte Spaß und Unabhängigkeit mehr als Verpflichtungen? Würden sie sich einlassen ein Teil des Rudels zu werden, würde man die Streiche der Geschwister sicherlich nicht lange ohne Strafe hinnehmen. Und immer wieder würde man ihnen mit einem ganz speziellen Wort in den Ohren liegen. Schon in ihrer beider Kindheit hatten die beiden dieses Wort zur genüge gehört, wollten allerdings dennoch nicht einsehen, warum sie es akzeptieren sollten. Disziplin.
So schön der Klang des Wortes auch war, wenn man es nicht kannte, die Bedeutung machte diesen zunichte. Disziplin, Gehorsam, Verantwortung. Alles zusammen Wörter, die in den Ohren der Zwillinge nicht willkommen waren. Sie wollten sich nicht einschränken, sich von einem Rudel verändern lassen. Doch was, wenn diese Gruppe von Wölfen hier ganz anders waren, als jene, die Senshír und R' Shíens kannten? Die weiße Fähe hatte ohne lange Überlegung angeboten die erlegte Beute zu teilen. Schon allein diese Geste sprach von Naivität. In zu großem Maß schuf diese Gefahren, als die beste Verteidigung an Übel abhalten konnte. Nur allzu leicht wurde man hintergangen, wenn man nicht ein gesundes Maß an Misstrauen an den Tag legte. Doch konnte es nicht auch sein, dass die Leitfähe dieses Verhalten bevorzugte, weil sie damit sicherstellen wollte, dass jeder das Interesse an Kampf um beispielsweise Beute verlor und in Harmonie lebte?
Sogleich legte sich ein Grinsen auf Senshírs Gesicht. Sollten sie sich diesem Rudel anschließen nur um genau diese vorsätzliche Harmonie ein wenig aus dem Gleichgewicht zu bringen? Nicht viel und nicht mit bösartigen Absichten, nur ein klein wenig, um des Spaßes Willen.

Doch noch ehe Senshír über diesen Vorschlag weiter nachdenken konnte, kamen Sadec, R' Shíens und sie selbst bei der Wölfin und ihrem Nachwuchs an. Artig blieb Senshír hinter dem Rüden stehen. Sie riss sich zusammen und blieb still, setzte sich dann nur hin wie ihr Bruder es ebenfalls tat. Warum nochmal waren sie Sadec überhaupt gefolgt und nicht weiter gezogen, wie schon so oft, wenn sie auf ein Rudel gestoßen waren? Vielleicht war dies ein Zeichen, dass es endlich mal Zeit wurde sich wieder unter Artgenossen aufzuhalten, die nicht R' Shíens waren.

xx R' Shíens; Sadec; Néva; Ale'dil  | folgt Sadec, bleibt still xx
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R' ShíensR' Shíens
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySa 14 Feb 2015 - 14:14

R' Shíens folgte Sadec. Er hatte keinen Hunger, und deswegen sah er auch keinen Sinn dahinter, das Angebot, dass er bekommen hatte, anzunehmen. Schließlich war es wohl kaum sinnvoll, zu dem Kadaver zu laufen und dann dort wie blöd herumzustehen. Und was sollte er stattdessen tun? Richtig, einfach weiter hinter Sadec Zimbah herlaufen. Der würde schon nichts dagegen haben.

Als sie bei der Fähe ankamen, die gerufen hatte, war R' Shíens erster Eindruck, dass sie und ihre Tochter es wohl nicht einfach gehabt hatten. Eine Fähe, die allein mit einem noch so jungen Welpen war, hatte es nie einfach. Das konnte man auch daraus schließen, wie der Welpe aussah: er hatte verstrubbeltes Fell, durch das man die Rippen sehen konnte.
Während Sadec mit den beiden sprach, sah sich R‘ Shíens den Himmel an. Er wies immer mehr dunkle Wolken auf und hin und wieder konnte man ein Blitzen sehen, das allerdings noch weit weg war. Sadecs Stimme passte unerwartet gut, zu dem Bild, das sich einem bot, wenn man den Himmel ansah; sie war rau, gebieterisch und autoritär.
R‘ Shíens war untypisch ruhig; er wartete einfach darauf, dass Sadec weitermachte. Er wollte nicht nass werden, und wenn er jetzt Probleme machte, würde das wohl der Fall werden, da es bis dahin angefangen haben würde zu regnen. Zumindest vermutete das R’ Shíens. Und doch war ihm furchtbar langweilig. Sadec redete so formell…
Wie wohl dieses Rudel war, das hier lebte? Waren sie alle so wie Sadec? Doch diese Wölfin, die vorhin geheult hatte, hatte ziemlich naiv gewirkt. Und Sadec war sicher nicht naiv. Doch wenn sie nicht alle gleich waren, könnte es ja sein, dass da sogar Wölfe waren, die so waren wie Senshír und R‘ Shíens. Das würde er toll finden. Denn so wohl er sich auch alleine – also nur mit Senshír gemeinsam – fühlte, hatte er tief in seinem Inneren schon immer irgendwen gewünscht, bei dem er nicht als kindisch galt, obwohl er sich genauso aufführte, wie er es immer tat. Was aber bisher noch nie passiert war.
xx Senshír; Sadec; Néva; Ale'dil | folgt Sadec, bleibt still xx
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NaadirNaadir
Delta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySo 15 Feb 2015 - 20:42

Naadir & Tiger
Geht man gegen den Wind, und der dreht sich im Kreise, kann man keinen Augenblick die Augen öffnen [...],
man lauft aber kommt nicht weiter, es ist etwas Verzweifeltes.

„Eben drum.“, schallte es knapp antwortend zurück zu Tiger. „Ich denke nicht, dass der Fremde irgendeiner Seele etwas antun wird. Einsamkeit zerfrisst einen eher, als dass sie stärkt und wenn man mir argumentieren möchte, dass Zerfressenes eher verrückt als normal handelt, so denke ich, dass es gar nichts tut.“ Womöglich faselte er Schwachsinn, womöglich wusste er aber auch einfach nicht, was sonst zu sagen und Schweigen war ihm definitiv zu persönlich gerade. Somit blieb ihm schlichtweg nichts anderes übrig, vielleicht war Tiger ja in der Lage, dieser seltsamen Situation etwas mehr Sinn und Verstand beizugeben, etwas mehr Kontur in die Grautöne zu schmeißen.
Desto mehr sich der Schwarze versuchte darauf zu verstehen, herauszufinden, mit wem er es gerade zu tun hatte, je fremder kam ihm der Blaugraue vor. Naadir konnte nicht im Geringsten wiedergeben, was Tiger möchte, welche Themen ihn interessierten und was ihn ausmachte. Er fühlte sich ein wenig ignorant, wobei er sich nicht mal sicher war, ob es wirklich an ihm lag und nicht vielleicht doch an Tiger selbst, der sicherlich auch einfach in sich gekehrt, geheimnisvoll oder unnahbar sein mochte. Klar, nun wo er darauf achtete, fiel ihm auch sein Verhalten auf, dass er sich aus Rängen scheinbar nichts machte, wobei Naadir sogar etwas höher gestellt war. Auch dass er misstrauisch war, fiel ihm jetzt auf, nachdem er längst verinnerlicht hatte, was Tiger zuvor gesagt. Aber sonst?
Plötzlich wusste Naadir nicht ganz recht, ob er sich nicht theoretisch vor seinem Begleiter fürchten sollte, wo Teile des Rudels derartigen Aufstand um einen Krüppel gemacht hatten.

Die beiden kamen der Waldgrenze näher, sie war kaum mehr als ein paar Minuten von ihnen entfernt. Ob sie dem Rudel Schutz leisten würde, würde sich herausstellen. Was er glauben sollte, war er sich selbst nicht ganz sicher. War das vielleicht eines Gesprächsthemas würdig? Das Prasseln des Regens auf Pflanzlichem drang schon zu ihm, vermischte sich mit dem Geräusch von schmatzendem Matsch, welches seine Pfoten auf dem nassen Rasen erzeugten. Auch dachte er hier und da Andeutungen eines Donners wahrnehmen zu können, aber sicher wollte er sich allein schon wegen der dahinter verborgenen Gefahren gar nicht erst sein. Zu vielen Zeitpunkten empfand er Regen als eher beruhigend und angenehm, doch gerade brachte es ihm viel mehr eine innere Unruhe, die er nur schwer auszuhalten fand. „Glaubst du die Waldgrenze als tatsächlich sicher?“

[antwortet - denkt - fragt]
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AlaskaAlaska
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyMo 23 Feb 2015 - 20:53

Obwohl das Tempo durch den Kadaverrest gedrosselt war, kam es Alaska so vor, als würden sie mit jedem Schritt schneller werden. Sie konnte die Umrisse von Naadir und Tiger in der Ferne erkennen, die aber zugleich im Unterholz verschwanden. Sie hatten es also bereits geschafft.
Ihre Beine drängten weiter, weg von der Ebene, weg von dem Karibu, das schon so weit ausgenommen war, dass sicher nicht mehr viele Tiere ihren Hunger stillen konnten, so wie es das Rudel bereits getan hatte. Wenn sie auf Sadec und die Fremden trafen, dann hatten sie wenigstens noch das Bein, auch wenn gerade dieses ihr Sorgen bereitete. Würden sie es noch bis zum Waldrand schaffen, ehe die Blitze einschlagen würden? Es fröstelte sie, doch die Bewegung wärmte ihre Muskeln auch Sano und Shenna so nah bei sich zu wissen spendete Trost und Halt, spendete Hitze, auch wenn ihre Gedanken bereits an ihrer Schädeldecke entlangzüngelten. Hitzkopf.

Nein, hitzige Entscheidungen durften nicht gefällt werden, nicht von ihr, nicht von der Alpha. Doch es sah nicht gut aus, Alaska lief schneller. Zerrte schneller vielmehr, laufen ließ das unförmige Fleischstück nicht zu. Es bremste bloß. Doch jetzt hatten sie es schon so weit gezogen, jetzt konnten auch die übrigen hundert Meter zurückgelassen werden. Huch - sie hatte sich den Namen des Neuen gemerkt, auch wenn sie seine Motive noch nicht kannte - begleitete die Truppe in zügigem Tempo, hatte helfen wollen zu tragen, doch ein weiteres Maul hätte bloß zu logistischen Problemen geführt, so lief er einfach nebenher. Die weiße Fähe konnte sic später noch den Kopf über seine Wanderrute oder den Grund für sein Alleingängertum zerbrechen, nun erbrach die Welt über ihnen.

Der nächste Donner ließ die Wölfe erzucken, als sie gerade die Waldgrenze erreicht hatten. Für einen kurzen Moment ließ Alaska von der Beute ab und verschnaufte zwischen den ersten Stämmen, blickte zurück auf die Ebene, die so düster war, dass sie weder die Herde, noch das tote Karibu erspähen konnte. Auch um Sadec oder seine Verfolger zu sehen war es vergebens. So bellte sie ein harsches "Weiter, zu Naadir und Tiger" und schloss ihren Fang wieder um das nackte Fleisch.
Minuten später waren diese gefunden, hatten eine kleine Lichtung eingenommen. Hier konnten sie rasten, waren dem Unwetter nicht mehr unmittelbar ausgeliefert. So dachte sie zumindest. Und mit diesem Gedanken begrüßte sie die Rüden, ehe sie sich erschöpft und unruhig ins Laub bettete und noch ehe sie wärmende Körper neben sich spüren konnte war sie schon weg. Keine Rede, keine tröstende Worte mehr, Alaska sank in einen zuckenden Traum, unwissend, was sie erwarten würde, wenn sie erwachte.
[läuft mit dem Rudel zum Wald | trifft auf Naadir und Tiger | schläft ein]
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HushHush
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDi 24 Feb 2015 - 15:02

Dieses Unwetter war das erste gewaltige Aufbäumen der Natur in diesem Jahr. Es war das erste von vielen Sommergewittern, die noch folgen würden. Hush kannte diese Gewitter, hatte schon viele von ihnen überlebt. Und er hatte sie schon immer gehasst. Seit er zum ersten Mal das Donnergrollen vernommen hatte, das aus dem Schlund eines gewaltigen Wolfes zu dringen schien, größer als die gesamte Erde.
Eines dieser Sommergewitter hatte er sogar ganz alleine überstehen müssen, während er auf Partnersuche gewesen war. Damals war er noch zu stolz gewesen, um es sich selbst einzugestehen, doch er hatte noch nie zuvor eine solche Angst empfunden als in dieser winzigen Felshöhle, in die aus drei verschiedenen Richtungen das eisige, schmutzige Wasser geflossen war. Es hatte auch von oben getropft und obwohl Hush kurz zuvor noch mächtig stolz gewesen war, das Gewitter rechtzeitig erkannt und frühzeitig einen Unterschlupf gefunden zu haben, so war er schon binnen weniger Sekunden völlig durchnässt gewesen.
Er hatte erbärmlich gefroren in seinem flauschigen, jungen Sommerfell und er hatte die ganze Nacht über kein Auge zugemacht, während der Himmel seinen gesamten Zorn über ihn geschüttet hatte. Das Donnergrollen hatte sich in sein Innerstes gebrannt, ebenso wie die gleißend hellen, zuckenden Blitze.
Hush war immer von sich überzeugt gewesen, hatte immer sehr viel von sich selbst gehalten, doch dass es meistens zu viel war, das hatte er in dieser Nacht gelernt, in der er sich so klein und hilflos gefühlt hatte wie ein einsamer Welpe.
Und dann war da natürlich noch der Schneesturm gewesen. Doch diese Erinnerung verjagte Hush ebenso schnell wieder aus seinen Gedanken wie sie aufgetaucht war.
Stattdessen grub er seine Zähne in den Kadaver und half dem Rudel, die Beute vorwärts zu schleppen, während der Regen unaufhörlich auf ihn niederprasselte. Die Regentropfen waren so hart und schwer, dass sie Hushs Körper in den Boden zu drücken schienen. Sein Fell war schon bald vollgesogen und klebte an seinem knochigen Körper. Er war erst wenige Meter vorangekommen, als seine Muskeln zu brennen begannen und seine Beine zitterten.
Er war ein schwacher Wolf. Und in diesem Rudel gab es so viele außergewöhnlich kräftige Mitglieder, dass diese Schwäche noch deutlicher hervortrat. Hush musste sich als hilfreich erweisen, wenn er nicht riskieren wollte, schon bald wieder aus dem Rudel verbannt zu werden. Und wenn er schon nicht durch Körperkraft überzeugen konnte, dann zumindest durch Vernunft.
Also ließ er die Beute los und ging einige Schritte zur Seite, um den anderen nicht im Weg zu sein. Er trottete neben den Wölfen her, die unermüdlich an dem Kadaver zerrten. In ihren Augen lag Furcht vor den Blitzen, vor dem strömenden Regen und vor dem peitschenden Wind. Und doch gaben sie nicht auf, schleiften die Beute weiter und weiter über den inzwischen schlammigen Grund. Denn sie folgten ihrer Alpha. Und die war entweder ganz besonders leichtsinnig oder ganz besonders mutig.
Sie kamen quälend langsam voran. Hush musste sich zusammenreißen, um nicht vorauszulaufen. Alle seine Instinkte schrien ihn an, zerrten ihn nach vorne, fort von der freien Ebene, hinein in die Sicherheit des Waldes. Doch er stemmte sich gegen diese inneren Stimmen und zwang seine Beine zu einem langsamen Gang, während er die Umgebung aufmerksam im Auge behielt.
Endlich waren sie dem Wald so nah, dass Hush zwei Gestalten erspähen konnte. Es waren die schwarzen Silhouetten zweier Wölfe. Vermutlich die beiden, die vorhin aus Ungeduld schon vorausgegangen waren. Eine sehr berechtigte Entscheidung, wenn man sich das Toben der Natur so ansah.
Der Wind fegte über das Land, sodass die langen, nassen Grashalme wogten wie ein einziger gewaltiger Ozean und irgendwo in der Ferne hörte Hush ein lautes Bersten. Der erste Baum hatte der Kraft des Sturmes nicht mehr standhalten können. Es würden viele weitere folgen.
Sobald die Wölfe den Schutz des Waldes erreicht hatten, rollten sich die ersten klatschnass und zitternd vor Kälte und Erschöpfung auf dem Boden zusammen, spendeten sich gegenseitig Wärme und Trost und fielen in einen erlösenden Schlaf.
Hush würde sich nicht der Schutzlosigkeit des Schlafes hingeben, solange er nicht sicher war, was dieses merkwürdige Rudel antrieb. Außerdem weckte das Toben des Windes Erinnerungen, die ihm Albträume bescheren würden.
Und so übernahm er ungefragt die erste Wache. Er saß ruhig und aufrecht da und versuchte an nichts zu denken, während die Welt um ihn herum im Chaos versank.


(versucht anfangs, beim Tragen des Kadavers zu helfen; folgt dem Rudel in den Wald; bleibt wach)
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AnonymousGast
Gast

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptySo 1 März 2015 - 19:31

Insgeheim war die kleine Fähe ein wenig überfordert mit den Dingen die um sie herum passierten. Es waren zu viele und zu schnelle Eindrücke die auf die Fellkugel einprasselten – und das ohne einen zugewiesenen Platz für sie. Mehr als deutlich hatte sie gespürt wie gering ihr Anteil in diesem Rudel schien. Bei der Jagd hatte sie nicht helfen können, auch wenn ihre Pfoten dermaßen vor Tatendrang gekribbelt hatten, das es vergleichbar mit dem Tritt in einen Ameisenhaufen gewesen war. Aber sie kannte die Strategien, die Bewegungsabläufe und die Aufgaben der anderen noch nicht. Sie wäre keine Hilfe gewesen, ganz im Gegenteil: Eher wohl eine Behinderung für die anderen, die sich auch auf sie einstellen mussten. Um einer Jagd beizuwohnen, dazu war es noch zu früh. Immerhin war sie zudem noch das jüngste Mitglied – wer würde schon von ihr erwarten bei der Futterbeschaffung mitzumischen? Dennoch hatte sie wenigstens die anderen beobachten können. Ihr Blick war jeder Bewegung gefolgt, mit dem Hintergedanken, dass sie sich bei der nächsten Jagd nicht einfach ignorieren lassen würde. Sie wollte sich beweisen, aber der Zeitpunkt war dafür noch nicht reif und das wusste sie. Und wie ein Welpe, der nach Aufmerksamkeit verlangte, würde sie sich sicher nicht benehmen. Dafür befand sich zu viel stolz in ihrem Geist.

Und so war sie als weißer Schatten im Hintergrund geblieben. Sadec hatte seine Aufgabe, Naadir und Tiger hatten ihre Aufgabe, Leyla war fort, und Shenna sowie Conversano hatten sowieso ihre festen Aufgaben. Nur sie hatte keine bekommen, als kleine Nachzüglerin im Rudel. Dafür hatte sie nun einen vollen Magen. Das hatte immerhin auch etwas Gutes. Nur wünschte sie sich etwas mehr Anweisungen bezüglich ihrer Wenigkeit seitens Alaska. Es war verständlich das die Alpha sich nicht um jeden kümmern konnte, noch dazu wo sich doch recht viele fremde in diesem Gebiet zu tummeln schienen, aber Takenya fühlte sich nicht auf festen Boden. Andererseits: Solange sie keine Mahnungen bekam, machte sie doch auch alles richtig, nicht wahr? Zwei Blickwinkel auf der selben Situation und Takenya entschied sich für letzteren. Immerhin sollte sich ein Rudel nicht in alle Windrichtungen zerstreuen – ein kleiner Kern der sich sammelte war niemals verkehrt.

Und dieser Kern wollte wachsen. Und das sogar recht schnell, was aber wohl an dem unvermeidbaren herannahenden Gewitter liegen mochte. Schon jetzt rammten sich die Regentropfen erbarmungslos in die Erde – und allem was sich darauf befand. Alaska bugsierte die restlichen Wölfe die sich um sie herum befanden Richtung Naadir und Tiger, dort angekommen, im vermeintlichen Schutz, entspannte sich die Situation vorerst ein wenig. Alaska erlag recht schnell dem wohltuenden Schlaf, doch Takenya fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken sich nun auch auszuruhen. Sie hatte von allen am wenigsten geleistet, also würde sie zumindest dafür sorgen das diejenigen, die sich zum Schlafen legten dies auch in Ruhe tun könnten. Und nicht nur sie schien dieser Meinung zu sein, auch der Neuankömmling, Hush, schien ihre Auffassung zu teilen. Dabei wirkte er wie jemand der am nötigsten neue Kraft brauchte, abgemagert und zerstreut. Es dauerte nicht lang bis die Fähe sich ein Herz fasste und zu dem Rüden trottete. „Dein Name war Hush, nicht wahr? Meiner lautet Takenya.“ Sie war zwar um einiges jünger als der Rüde, aber sie scheute sich nicht davor ihren Kopf erhoben zu halten. Ihm als ebenbürtig zu begegnen. Dennoch begrüßte sie ihn ganz anders als Conversano oder Shenna es getan hätten. Ihr Blick blieb warm und freundlich, die Stimme hell, die Körpersprache aufgeschlossen. Sie würde diesem Rüden nicht mehr Misstrauen entgegenbringen als er ihr. Er sollte sich nicht als Eindringling fühlen, viel mehr als noch nicht erkannter Freund.

[Hält sich im Hintergrund - bei der Gruppe um Alaska - gesellt sich zu Hush]
Uff, ich bin ziemlich eingerostet x.x Ich hoffe es ist in Ordnung das ich Taky jetzt zu dir geschmissen habe Hush :DD
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InchaIncha
Delta

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDi 17 März 2015 - 18:17

Feuer verbreitete sich in Inchas gesamten Körper. Fordernd züngelten die Flammen sich immer weiter vor, bis sie schließlich an seinem Herz leckten. Er brannte lichterloh. Erschrocken riss Incha die Augen auf und sprang mit einem Satz auf seine Beine. Wo war der Brandherd? Was war die Ursache für diese Höllenqualen? Panisch tänzelte er auf und ab.

Für einen Moment setzte der Schmerz aus. Sein Verstand konzentrierte sich auf die Gefahr. Doch weit und breit war keine Flamme zu sehen. Kein Geruch von Rauch lag in der Luft. Der Wald lag friedlich da. Mit der Entspannung kehrte der pulsierende Schmerz zurück. Das Feuer musst aus ihm selber kommen, das realisierte Incha im nächsten Moment. Er sah an sich herab, inspizierte jeden Teil seines Körpers, bis sein Blick auf eine klaffende Wunde an seiner linken Flanke fiel. Verdammt, anscheinend hatte ihn dieses elendige Viech doch härter erwischt als gedacht.

Erschöpft glitt der magere Körper des Grauen zurück auf das Bett aus Moosen und Flechten. Incha war stark gealtert, seit er sich auf einsamer Wanderschaft befand. Sein Pelz war stumpf und glanzlos geworden, hier und da gespickt mit kahlen Stellen. Und jetzt zierte ihn auch noch das bloße Fleisch. Die Wildnis hatte an seinem Körper gezehrt und ihn zu einem hilflosen Altwolf gemacht. War das der Anfang eines Zerfalls, der ab jetzt noch rasanter von statten gehen sollte? Schon jetzt war er ein witzloser Abklatsch seiner selbst. Vielleicht musste Incha das endlich einsehen.

Allmählich tauchten die Bilder der Erinnerung dessen auf, was sich nur wenige Stunden zuvor ereignet haben musste. Er selbst, wie er jagdlüstern und wild vor Hunger umher irrte. Die Herde, die plötzlich im Tal vor ihm erschienen war, ähnlich einer Fata Morgana in der Wüste. Und inmitten der Masse kräftiger Leiber dieses eine Tier. Geschwächt von einer Krankheit fiel es Incha direkt ins Auge. Eine leichte Beute. Selbst einer wie er, ein Streuner ohne Rudel, konnte da Erfolg haben. Doch es wurde ein Kampf wie zwischen David und Goliath. Schon schnell wurde Incha, der vermeintliche Riese, an den Rand seiner Kräfte getrieben. Aufgeben kam nicht infrage. Nicht, nachdem Incha schon so viele Niederlagen hatte einstecken müssen. Und so setzte er sich mit einem Traum- und Trugbild seiner selbst der Gefahr aus, von der scheinbar schwachen Beute mit einem dumpfen Aufprall in die Seite gerammt zu werden.

Und hier setzte die Erinnerung des Rüden aus. Wie konnte er nur so hochmütig sein? Ganz wie früher, so egozentrisch und kleinsichtig? Zum Schmerz der Wunde gesellte sich ein bitterer Anflug von Selbstverachtung. Was für ein armseliges Häufchen er doch abgab, wie er hier lag. Selbst falls die Wunde sich nicht entzündete, so würde die Heilung eine Weile in Anspruch nehmen. Bis dahin wäre er längst verhungert. Wie, um es Incha auf die Nase zu binden, raschelte wenige Meter weiter etwas im Laub und eine Maus traute sich aus ihrem Versteck. Incha versuchte einen verzweifelten Satz auf sie zu. Doch ein reißender Schmerz durchzuckte ihn und zwang den Rüden zur Langsamkeit. Die Maus entdeckte die drohende Gefahr und ergriff die Flucht. Resigniert ließ Incha sich auf der Stelle nieder. Was hatte er nicht gesagt? Verhungern würde er!

Ein erbärmlicher Klagelaut entfuhr der Kehle des erwachsenen Rüden. Er fühlte sich in die Zeit als hilfloser Welpe zurückversetzt. Auch damals war er auf sich alleine gestellt, nicht mal jagen konnte er. Sein Körper war ebenso ausgezehrt, weil seine "Familie" sich nicht um ihn kümmerte. Am liebsten hätten sie ihn sich wohl zu Tode hungern lassen. Allen voran Maylo, der Tyrann. Beim Gedanken an seinen Halbbruder suchte Incha direkt die Bitterkeit heim, die sein Leben von Grund auf zerstört hatte.

Ein heller Blitz sowie darauf folgendes Donnergrollen - oder eher -knallen? - holten Incha jäh wieder zurück in die Gegenwart und wiesen ihn auf den Regen hin, der anscheinend vor einer ganzen Weile eingesetzt haben musste. Das Gewitter schien noch weit entfernt. Blieb bloß zu hoffen, dass es in eine andere Richtung ziehen würde. Incha rollte sich fester zusammen und beobachtete, wie die Regentropfen vor seinen Augen zu Boden fielen und sich zu großen Pfützen sammelten.

[alleine l erwacht aus einer Ohnmacht]
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SchicksalSchicksal
Neuankömmling

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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren - Seite 6 EmptyDo 26 März 2015 - 12:45

Der Frühling war gekommen und hatte die Herzen erblühen lassen. Doch nach der anfänglichen Euphorie sahen sich die Erdengeschöpfe der friedlichen Illusion beraubt, die sie in die Verblendung geführt hatte. Der Frühling durfte nicht unterschätzt werden, mit seinen betörenden Düften und den lieblichen Klängen. Er konnte sie wandeln ehe man sich versah und so seine Opfer zusammensuchen.

Auch ein kleines Rudel Wölfe hatte sich berauschen lassen im Glaube, der Frühling würde die düsteren Reste des Winters tilgen und neue Kraft schenken. Lebensmut kehrte in die ausgezehrten Körper und Seelen zurück, eine erfolgreiche Jagt schenkte Erfolgsgefühle. Doch auch wenn der Frühling sich eine geschickte Täuschung ausgedacht hatte, all zu lange ließ sich diese nicht verbergen.
Die Wolken zogen sich zusammen, der Himmel verfinsterte sich, bis er sich nicht mehr von der Nacht unterscheiden ließ. Ein tiefer Ton bahnte sich an, kündigte das heranrollende Gewitter an und ließ den Tieren das Mark gefrieren. Wer konnte suchte Unterschlupft, ob unter der Erde, in einer Felsspalte oder zwischen den zitternden Stämmen der Bäume. Genau da, wo ihr hingehört, wo man euch haben will.
Doch war das eine gute Idee, werte Alpha? Und das war ein cleverer Schachzug zu folgen, wertes Rudel? Denn würdet ihr unter euch blicken können, unter die Laubdecke aus der Moos und Primeln sprießen, dann würdet ihr nun das metaphorische rote "X" sehen, die Zielscheibe, auf die ihr euch eigenhändig manövriert habt. Also lasst die Spiele beginnen.

Das Gewitter zog sich zu, wie ein Orchester, das auf den Höhepunkt hinspielt. Immer hektischer wurden die Takte, immer unruhiger und wütender der Donner. Und schon schaffte es der erste Blitz durch die Wolkendecke hinab zu schnellen und schlug in einen naheliegenden Baum ein. Das Rudel würde ihn wahrscheinlich noch gar nicht erahnen können, denn von ihrem Lager aus war kaum der Himmel zu sehen.
Was war geschehen? Der Baum hatte Feuer gefangen. Langsam dickte es die Luft mit grauem Qualm an, während das Feuer sich weiter in Richtung des Rudels schlich. Hatte Incha es geahnt? Würde es ihn verschonen? Oder überhaupt irgendwas? Ungewiss. Wer würde es bemerken? Und war es dann bereits zu spät? Denn nun schlug der nächste Blitz herab, sodass auch in der anderen Richtung ein Brandherd entstand. Wie eine Schlinge würden sich die Flammen zuziehen, eingekesselt würden die Wölfe sich wiederfinden. Doch konnte es soweit kommen? Nahte tatsächlich das Ende des einst so stolzen Rudels?
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Kapitel 6/ Frühjahrsgefahren

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